Unzähmbar: Liebe ohne Hart Limits
Anonymität, Distanz und Kontrolle – das ist David Porter.Bis die rebellische Buchhändlerin Elisabeth Baker seinen Weg kreuzt. Und zwar ausgerechnet in jenem Luxushotel, wo er Tag für Tag die verschiedensten Frauen zum Spielball seiner dominanten Vorlieben macht.
Als ihn eines Abends eine Wette dazu bringt, die einsame Frau an der Bar zu verführen, ist es mit der Eintönigkeit in seinem Leben schlagartig vorbei. Zum ersten Mal in seinem Dasein ist er gezwungen, sich um jemanden zu kümmern außer sich selbst. Doch sogar im betrunkenen Zustand raubt Elisabeth ihm völlig den Atem und überrascht ihn wie noch keine zuvor. Genauso wie er sie, obwohl sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Auch wenn die gesellschaftlichen Hürden unüberwindbar scheinen. Wird Liz dazu imstande sein, ihr Naturell zurückzudrängen und sich David zu unterwerfen, um dieser ungewöhnlichen Liebe eine Chance zu geben? Romantisch/erotische Geschichten über Dominanz und Unterwerfung, Grenzüberschreitungen, falsche Motive, die einzig wahre Liebe und wie sich Menschen für diese ändern können. |
Dieses Buch ist auch bei allen anderen gängigen Onlineshops, wie Thalia, Weltbild, Hugendubel etc. so wie beim A.P.P. Verlag erhältlich.
Leseprobe
Kapitel 1
»Die haben alle echt ’nen soooo langen Stock im Allerwertest’n … dass er aus’m … Mund schon wieda rausschaut!«, lalle ich und hebe mein Glas dem netten Barkeeper zum Nachschenken entgegen. Er runzelt zwar die Stirn, folgt aber meiner Aufforderung. Schließlich befinden wir uns in einem LUXUS-HOTEL und hier hat jeder Unwürdige zu springen, sobald es die anwesenden Gockel und Hennen verlangen. Denn ja, das sind sie. Aufgeplustert, unecht, nur am Gackern und Krähen.
Was wissen die schon von den Problemen einer 25-jährigen Buchladenbesitzerin, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt und lediglich per Zufall einen einwöchigen LUXUS-Aufenthalt in dieser Irrenanstalt gewonnen hat? Nichts. Gar nichts!
Dabei habe ich nicht mal bei dem Gewinnspiel mitgemacht, sondern meine Schwester! Sie meinte, ich müsse endlich mal die Nase aus den Büchern nehmen und stattdessen am wahren, am normalen Leben teilnehmen, einfach mal rauskommen. Aber wenn dieser Albtraum hier das wahre und normale Leben sein soll, dann bin ich eine Kuh in roten High Heels. Schön schwarz-weiß gefleckt und permanent wiederkäuend.
Ähnlich wie die Frau drei Hocker weiter …
Ich proste ihr mit einem »Muuuuh!« freundlich zu, worauf sich ihre stark geschminkten Augen weiten und ich kichern muss, bevor ich mir den aktuellen Drink in einem Zug genehmige. Wenn ich hier schon den All-Inclusive-Wahnsinn habe, dann muss ich ihn auch nutzen! Nüchtern ist diese Prahlerei unmöglich zu ertragen!
Im Augenwinkel sehe ich, wie sie sich bei ihrem Kerl beschwert, einem dickbäuchigen Anzugträger, der natürlich nicht direkt für seine Frau einsteht, sondern es an einen der Kellner weiterleitet. Lusche!
Formvollendet werde ich von diesem zurechtgewiesen, woraufhin ich nur abwinke und ein »Ja, ja, du mich auch …« murmle. Dann proste ich dem Pärchen nochmals zu und knalle mein Glas derart laut auf den Tresen, dass sie zusammenzucken. Wenigstens eine kleine Genugtuung, bevor ich mich vom Hocker schiebe, den beiden Snobs noch zuwinke und die Toiletten ansteuere. Dabei ahme ich die aufgetakelten Tussis um mich herum nach, indem ich versuche, übermäßig elegant zu wirken, auch wenn meine Umgebung stark ins Wanken gerät.
Mein Geschäft erledige ich, ohne danebenzutreffen, obwohl ich die frei schwebende Prinzessin mache. Als würde ich mich in diesem Nobelschuppen, in dem es nur auf den Schein ankommt, hinsetzen. Wahrscheinlich hole ich mir hier schneller etwas weg als auf jedem x-beliebigen Bahnhofsklo.
Das Händewaschen vergesse ich auch nicht, reinlich, wie ich bin, und befeuchte meinen Hals mit etwas kühlem Wasser, denn mein Gesicht glüht förmlich. Das passiert immer, wenn ich Alkohol trinke, was aber noch nie in diesem Ausmaß geschehen ist. Aufgrund meiner hellen Haut erinnern meine roten Wangen dann immer ein wenig an den Weihnachtsmann. Nicht gerade attraktiv. Genauso wenig wie meine langweiligen braunen Haare mit dem ekelhaften roten Stich, die grüne Bluse und die braune Cordhose – mit Schlag! Das ist schließlich voll im Trend – zumindest war es das, als ich das letzte Mal eine Modezeitschrift las – so ungefähr vor zehn Jahren.
Glücklich zurückgetorkelt lasse ich mich wieder auf meinen Hocker plumpsen und bestelle die nächste Runde. Die Uhr an der Wand verwischt bereits, zeigt aber, dass ich noch genug Zeit habe, um mich ins Koma zu befördern.
Die nächste Erdnussladung muss daran glauben, während ich meinen Blick durch die stilvoll eingerichtete, jedoch komplett unpersönliche Bar schweifen lasse, in der Fünfzigerjahre-Musik spielt. Mir wäre ein bisschen Rock lieber! Aber die Anwesenden würden sicher einen Kulturschock bekommen, also einen noch größeren als den, den allein mein Auftreten verursacht.
Egal, wohin ich schaue, mir bietet sich immer das gleiche Bild: Arroganz, Überheblichkeit und Geld!
Wenn emotionale Armut der Preis für materiellen Luxus ist, dann bin ich nicht bereit, diesen zu zahlen. Denn die Menschen um mich herum wirken wie ferngesteuerte Roboter. Unecht. Sie stellen ihren Status zur Schau, weil sie es nicht anders kennen, und nichts anderes als diesen zu bieten haben. Dabei interessieren sie ihre Mitmenschen einen Dreck. Schon allein, weil sie der Meinung sind, Geld mache sie zu etwas Besserem. Dabei sind sie allesamt gefühlskalt und innerlich tot.
Einer wie der andere …
Als wäre er von einer unsichtbaren Macht angezogen, strandet mein Blick in einem anderen – stechenden, intensiven … und mir stockt der Atem, sobald mir klar wird, dass ich gerade einem dieser Gockel frontal in das attraktive Gesicht starre! Verdammt!
Schnell senke ich die Lider, fühle aber, wie meine Wangen noch heißer werden, und wende mich dem Kellner zu, um noch einen Drink zu bestellen. Wenig später sauge ich verhalten an dem Strohhalm. Dabei frage ich mich, ob der mich immer noch ansieht, und als ich versuchsweise wieder zu ihm linse, realisiere ich, dass er mich nicht nur immer noch anstarrt, sondern auch noch GRINST. Auffordernd, selbstsicher, mit einem Lächeln wie aus der Zahnpastawerbung!
VERDAMMT! Jetzt hat er mich schon zweimal beim Starren erwischt und wertet es mit Sicherheit als Aufforderung … Er steht auf!
Ich stelle den Drink zur Seite, drehe mich ganz von ihm weg, zeige ihm die kalte Schulter, und versuche, mein plötzlich rasendes Herz zu beruhigen. Und obwohl ich es nicht will, spähe ich wieder zu ihm … nur um mit Horror zu bemerken, dass er die schummrige Bar einfach in einen Laufsteg verwandelt, über den er locker auf mich zuschlendert. Mit seinem blöden schwarzen Markenhemd und eine Hand lässig in seiner blöden schwarzen Markenhose vergraben. Mit seinem blöden dunklen, gelbearbeiteten Haar und … noch blöderen stechend hellen Augen, die mich fixieren, als wäre ich ein saftiges Steak und kein denkendes, intelligentes Wesen!
Sein Auftreten bringt mich völlig durcheinander.
Kann er nicht diese High-Heels-Kuh ihrem fetten Kerl ausspannen, muss er sich direkt neben mir an der Bar platzieren, seine Ellbogen locker hinter sich anlehnen und mich mit schief gelegtem Kopf anstarren? Ich merke es ganz genau, auch wenn ich wieder in mein fast leeres Glas blicke. Geräuschvoll sauge ich am Strohhalm, bis es blubbert, ignoriere ihn komplett, obwohl mich mein Herz inzwischen von innen erschlagen will.
Währenddessen lege ich mir bereits die passende Abfuhr zurecht. Aber der Kerl quatscht mich einfach nicht an! Egal, wie lange ich schlürfe!
Was soll das denn jetzt?
Er starrt. Aber er sagt nichts. Ist der ein Psychopath? Ein bisschen hohl in der Birne? Also noch hohler als der Rest hier?
Was ist das denn jetzt für ein Spiel?
Dann spricht er, aber nicht etwa mit mir. Knapp wendet er sich an den Barkeeper, und ob ich will oder nicht, diese geschmeidige, tiefe Stimme setzt sofort meinen Unterleib in Brand.
»Sie bekommt nichts mehr!«
WAS?
Ich wirble zu ihm herum, zu baff, um im ersten Moment die richtigen Worte zu finden. Aber er nimmt nur mysteriös grinsend drei Gläser mit irgendeinem nicht zu identifizierenden Inhalt entgegen, die er nicht mal bestellt hat, ignoriert mich nun völlig und marschiert mit seinem Gesöff davon!
Das ist ja wohl …!
»Du hörst jetzt aber nicht auf den Gockel, oder?«, frage ich den Keeper völlig entrüstet, nachdem ich mehrmals geschluckt und meinen Blick von ihm losgerissen habe.
Der poliert lakonisch seine Gläser und zuckt die Schultern. »Ich muss.«
»Aha …«
Ich sehe zu ihm und seinem blöden Tisch, an dem er mit zwei anderen hirnlosen Anzugträgern sitzt und lacht. Und er sieht verdammt atemberaubend dabei aus!
Dieser Gedanke und der Umstand, dass er mir den Alkohol genommen hat, lässt mich meine Fäuste ballen und die Augen verengen!
Das bedeutet Krieg!
Bereit zu allem schlüpfe ich vom Hocker, nur um im letzten Moment mit einem beherzten Griff zu verhindern, dass ich auf die Nase falle, und taumle auf ihn zu. Dabei fühle ich mich ein wenig wie ein Zombie, als wäre ein Bein zu kurz und das andere zu lang und irgendwie sind meine Knie auch ganz wabblig. Trotzdem humple ich tapfer weiter und schere mich nicht darum, wie ich auf andere wirke.
Dem werde ich zeigen, mit wem er sich gerade angelegt hat!
Kapitel 2
Und wie ich es ihm zeige!
Kommentarlos stelle ich mich direkt vor ihn.
Gerade in dem Moment, als er seinen Drink hebt und an seinen zugegeben ziemlich schönen Mund führt – aber Schönheit ist hier ja nichts Außergewöhnliches –, schnappe ich mir sein Glas direkt aus seiner Hand und schütte es mir mit einem Ruck in den Rachen!
Es ist Whiskey oder etwas anderes Hochprozentiges und meine Kehle brennt sofort lichterloh. So hartes Zeug bin ich einfach nicht gewöhnt. Eigentlich wollte ich ihn dann noch ganz cool anlächeln und davonmarschieren, stattdessen fange ich an, wie eine Verrückte zu husten.
Verdammt!
Kann nicht einmal etwas NICHT schiefgehen in meinem Leben?
Zuerst ist er damit beschäftigt, mich absolut baff anzustarren – allein der Ausdruck war diese Aktion wert –, doch dann reißt ihn einer seiner Gockel-Freunde aus der Starre, indem er ihm seinen Ellbogen in die Seite rammt und verhalten fragt: »Ähm … solltest du ihr nicht auf den Rücken klopfen, bevor sie umkippt?«
Er verdreht die Augen, schmunzelt boshaft, verschränkt die Arme und lehnt sich entspannt zurück, als wäre er im Kino! »Wieso?«
WAS FÜR EIN ARSCH!
Der Ellbogen-Spießer erbarmt sich schließlich, steht auf und übernimmt es an seiner statt. Gleichzeitig bestellt er ein Glas Wasser. Dann nimmt er mich an den Schultern und drückt mich auf seinen Stuhl, während ich nun damit kämpfe, dass das Husten nicht ins Würgen übergeht und Tränen meine Wangen hinablaufen. DAS IST SO PEINLICH!
Am liebsten würde ich im Erdboden versinken! Und als wäre das noch nicht genug, beugt sich der Arsch über den Tisch direkt zu mir, sieht er mir tief in die Augen und grinst mich teuflisch an.
»Siehst du … das passiert, wenn kleine Mädchen mit den Großen spielen wollen.« Seine Stimme ist wie flüssiges Feuer, das mich sofort in Brand setzt.
In diesem glorreichen Moment stellt der Kellner das Glas Wasser zwischen uns auf den Tisch, welches ich reflexartig ergreife und ihm den kompletten Inhalt ins Gesicht schütte. Wieder ist sein Ausdruck Gold wert, und ich erhebe mich – nun selber breit grinsend.
»Und das passiert, wenn man ein Idiot ist!« Somit drehe ich mich um und … marschiere davon … taumelnd … und stolpernd. Aber mit erhobenem Kopf!
***
ER
Was für ein mutiges, kleines Miststück!
Dieses Feuer in ihren dunklen Augen!
Wenn sich ein Lamm derart mit einem Löwen anlegt, dann muss es mehr zu bieten haben, als es den Anschein macht, oder total wahnsinnig sein! Aber vielleicht ist sie auch selber eine Löwin …
Das geht mir spontan durch den Kopf, als sie absolut besoffen davonwankt und um die Ecke biegt. Ich checke nicht mal ihren Arsch ab oder andere körperliche Attribute, die bei einer Frau von Bedeutung sind. Da existiert nur dieser eine Gedanke in mir. Wild und ungezügelt. Rau und … alles einnehmend.
Sie soll nicht nur mir gehören! Oh nein! Dieses Miststück soll darum BETTELN, mir gehören zu DÜRFEN!
Ich weiß nicht, wer sie ist, woher sie kommt oder ob sie rein visuell meinen Ansprüchen genügt, aber eins ist klar: So etwas lasse ich mir nicht bieten!
Von keiner!
Niemals!
Also erhebe ich mich kurzerhand, ohne mich um das Wasser zu kümmern, das aus meinem Haar auf meine Schultern tropft und über mein Gesicht rinnt, und … stapfe ihr hinterher. Die Hände zu Fäusten geballt. Nur ein Ziel vor Augen. Ihre Unterwerfung!
***
Als ich um die Ecke biege, sehe ich gerade noch, wie sich die Türen von einem der drei Aufzüge hinter ihr schließen, aber nichts da. Mit einem Sprung überbrücke ich die Distanz und kann gerade noch meinen Fuß in den Spalt schieben. Die Türen gleiten wieder auf und riesige braune, verängstigte Augen starren mich schockiert an.
Ich grinse mein Verführergrinsen und schiebe mich zu ihr in den verspiegelten Raum. Sie drängt sich mit dem Rücken an die Wand, als ich an ihr vorbeigreife, meine Karte in den vorgesehenen Schlitz stecke, und mein Stockwerk auswähle. Dann drücke ich auf den Knopf, damit die Türen umgehend zugleiten, ehe andere Hotelgäste in unseren Aufzug steigen können, und wende mich ihr zu.
Mit einem »So!« stütze ich den Arm neben ihr an der Wand ab und dränge sie somit in die Ecke – nicht nur bildlich gesprochen.
Jetzt im Moment ist das Feuer etwas kleiner, etwas verhaltener, weil sie so schockiert ist, dass ich ihr gefolgt bin, doch sie wird sich schon bald erholen und für den nächsten Knaller sorgen. Dem muss ich vorbeugen und ihr erfolgreich den Kopf verdrehen, so wie jeder anderen Frau, die meinen Weg kreuzt!
»Du meinst also, ich bin ein Idiot? Dann frage ich mich, ob ein Idiot das hier kann!« Mit diesen Worten packe ich mit einer Hand ihr Gesicht, drücke sie ruckartig mit meinem Körper in die Ecke, sodass sie sich nicht mehr rühren kann und … küsse sie!
Kapitel 3SIE
WAS BILDET DER SICH EIN?
Das ist mein erster Gedanke, als sich seine Lippen erbarmungslos auf meine legen.
DIE SIND ABER WEICH!
Ist mein zweiter!
ABER ER IST HART!
Ist mein letzter …
Dann verabschiedet sich mein Gehirn, denn ich stöhne auf, und mit diesem Stöhnen öffnet sich mein Mund. Sobald das geschieht, berührt seine Zunge meine. Seine seidig weiche, süße Zunge und dann … stellt er Dinge mit meinem Mund an, die mich an Sex erinnern – an harten, tabulosen, versauten Sex. Nicht dass ich solchen schon mal selber in der Art genossen hätte, aber ich weiß aus etlichen Erotikromanen, die ich an einsamen Abenden verschlungen habe, wovon ich rede. Und das hier … ist besser als jeder Roman! Eindeutig!
Alle Männer vor ihm waren absolute Kussstümper! Das wird mir nun klar … und meinem Körper auch, der schon so lange auf kaltem Entzug ist, dass er eigentlich nicht mehr wissen sollte, was als Nächstes zu tun ist. Er weiß es aber … sehr wohl!
Ein Bein hebt sich ganz von alleine und schlingt sich um seine Hüfte, sofort reibe ich mich an der harten Delle in seiner Hose, was ihm ein verwundertes Stöhnen entlockt und mich nur noch mehr anheizt.
Ich schwöre, ich bin bereits kurz davor zu kommen, doch gleichzeitig … erhebt sich plötzlich mein Mageninhalt aus einem mysteriösen Grund und … ich kann ihn gerade noch von mir stoßen, bevor der gesamte Alkohol des Abends mit einem unliebsamen Platschen neben uns auf dem Teppichboden des Aufzugs landet.
ER
»Verdammte Scheiße!«, fluche ich total angewidert, während ich angeekelt auf das Desaster vor mir blicke. Sie auf Knien, im Grunde so, wie ich sie gern möchte, nur leider am Würgen. Mir kommt die Galle hoch und verzweifelt schlage ich auf irgendwelche Knöpfe ein, um diesem Horror zu entrinnen, doch es gibt kein Entkommen, zumindest nicht in den nächsten Sekunden. Kalter Schweiß bricht mir aus allen Poren; vehement versuche ich durch den Mund zu atmen und kämpfe gegen den Drang, mir die Ohren zuzuhalten. Ich kann so etwas einfach nicht ertragen – zumindest, wenn es sich um eine fremde Person handelt!
Bevor die Türen des Aufzugs mit einem erleichternden PLING aufgehen können, ist sie schon fertig und lehnt sich abgekämpft nach hinten an die Wand.
Und dann lacht sie!
»Siehst du! Du bist nicht nur ein Idiot, sondern auch zum Kotzen!«
Im nächsten Moment schluchzt sie plötzlich auf, schlägt die Hände vors Gesicht und rührt sich nicht, bis wir in der richtigen Etage ankommen. Es macht PLING! Endlich! Die Türen gleiten auf und ich … stehe da und starre auf die nun schluchzende, winzige Frau hinab, die mir gerade mein Hirn aus dem Schädel geküsst hat. Und egal, wie sehr ich es versuche, ich kann mich nicht dazu bringen, sie in diesem Zustand allein zurückzulassen. Selbst ich bin nicht so ein Arschloch, und so seufze ich schließlich, gehe vor ihr in die Hocke und weiß, ich werde es bereuen, als ich sie auf meine Arme hebe. Natürlich passe ich dabei tierisch auf, um ja nicht etwas von ihrem Mageninhalt zu berühren, der immer penetranter stinkt.
Sie ist total hinüber, schluchzt und schnieft und rotzt mein Armani-Hemd voll, klammert sich aber an mir fest und lässt zu, dass ich mit ihr mein Penthouse betrete.
»Es is alles so scheiße!«, lallt sie, während ich mir die Schuhe abstreife und in mein Gästezimmer marschiere. »Ich hab kein Geld, keine Freunde, nur meine Schwesta und imma … passiern mir die … peinlichst’n … Sach’n … Wieso immer ich?«, jammert sie weiter und ich verdrehe die Augen.
Statt einer Antwort, die ihr sicher nicht gefallen würde, lasse ich sie unsanft auf einen Sessel plumpsen und will in mein Schlafzimmer verschwinden. Hauptsache weg von diesem Kotzgeruch!
Doch sie packt plötzlich meine Hand und hält mich auf, klammert sich daran fest, als würde es um ihr Leben gehen. Ratlos stehe ich vor der weinenden, kleinen Löwin, die plötzlich jeglicher Mumm verlassen hat und nun wie ein begossener Pudel wirkt – einer mit Kotzspritzern. »Wieso … kann ich nich einfach … normal … sein?« Mit ehrlicher Verzweiflung im Blick sieht sie zu mir auf und fordert tatsächlich eine Antwort.
Während ich ihr Gesicht betrachte, bemerke ich es das erste Mal: Sie ist schön. Eben WEIL sie nicht dem gängigen Bild entspricht!
Dafür sind ihre Lippen zu schmal, ihre Nase zu krumm und ihre Augenbrauen einen Tick zu dick. Aber ihre Haare sind fest, glänzend, mit leichten Wellen und naturfarben dunkelbraun – andere Frauen würden für solches Haar sicher töten. Ihre Wangenknochen sind hoch, obwohl sie durch die tomatenrote Färbung im Moment nicht gerade edel wirken. Ihre Augen sind groß und unschuldig, rein und offen. Die Iris schimmert in dem appetitlichsten Honigbraun – eine wirklich seltene Farbe! Und ihr Auftreten vorhin war tatsächlich alles andere als normal.
Sie hat es geschafft, mich innerhalb von Minuten zur Weißglut zu treiben – das gelingt nur den wenigsten – und mich sofort damit gefesselt. Ob ich wollte oder nicht.
Diese Frau entspricht dem völligen Gegenteil von dem, was ich brauche! Aber vielleicht ist es an der Zeit, neue Wege zu beschreiten.
Sie hat die Angewohnheit, ihre Krallen rauszufahren. Schön, dann werde ich eben Dompteur.
Mit wilden Löwen ist es umso vieles aufregender als mit zahmen, abgerichteten Lämmern.
Allein der Gedanke fühlt sich aufregend an, so aufregend wie schon lange nichts mehr …
Was eigentlich als Wette angefangen hat, entwickelt sich in rapider Geschwindigkeit zu etwas ganz anderem.
Ja, das tun wir jeden Abend. Wir sitzen in diesem Hotel, in dieser Bar, und der Arsch des Abends bekommt von den anderen die Vorgabe, welche Tussi er abschleppen soll. Je schlimmer, desto besser! Uns ist eben langweilig! Dieses Mal war ich an der Reihe und meine Begleiter zeigten sofort auf sie.
Mein Glück, das ihnen entging, was in diesen grauenhaften Klamotten steckt. Allein ihr Kuss deutete an, was sie draufhat!
Alles Weitere will ich liebend gern auch erfahren, diese Lippen noch an ganz anderen Körperteilen spüren, aber nur wenn sie verdammt noch mal nicht nach Kotze stinkt!
Ich werde sie waschen. Und danach kann ich sie in aller Ruhe vögeln – die ganze Nacht.
Also zucke ich mit den Schultern und erinnere mich an ihre Frage. »Normal ist keiner.«
Kurzerhand bücke ich mich und ziehe sie auf die Füße. Mit einem Quietschen knallt sie mit voller Wucht gegen meinen Körper. Sie ist wirklich total wacklig auf den Beinen, und ich überwinde mich erneut und hebe sie auf meine Arme. Dort hängt sie wie ein Sack Kartoffeln, aber nicht mehr heulend, sondern kichernd.
»HUI!« Wild fuchtelt sie mit den Armen und tut so, als würde sie fliegen, während ich so schnell wie möglich losgehe. Etwas zu schnell! Ihr Kopf knallt gegen einen Schrank, und ich zucke zusammen. »Woahhhhh …!«, ruft sie und fasst sich an die Stirn. Sie ist also nicht tot.
»Jetzt … is mir wieda schlecht!«, beschwert sie sich und ich bin versucht, sie kurzzeitig ganz K.O. zu setzen. Das tue ich natürlich nicht, sondern renne los. Ich achte darauf, dass sie sich nirgendwo erneut anschlägt, auch nicht am Türrahmen, als ich das Bad stürme und sie gerade so vor dem Klo platzieren kann. Sie wankt gefährlich, aber trifft, und ich flüchte aus dem Raum, um ein paar Pfefferminzbonbons zu organisieren.
Als das epische Gewürge vorbei ist und Ruhe über Manhattan einkehrt, linse ich vorsichtig durch den Spalt. Sie hängt nach wie vor über der Kloschüssel und atmet langsam ein und aus. Außerdem schnarcht sie! Verdammt!
Jetzt ist sie auch noch eingepennt!
Murrend und motzend stapfe ich zur ihr und spüle als Allererstes diesen widerlichen Gestank weg. Als Nächstes reiße ich das Fenster auf und versprühe eine gute Portion Raumspray.
Erst dann tippe ich sie mit dem Fuß an. »Hey!« Sie regt sich nicht, weshalb ich seufzend vor ihr in die Hocke gehe, ihr das feuchte Haar aus dem verschwitzten Gesicht streiche, und hauche: »Aufwachen, Dornröschen, wir müssen noch ficken!« Sie schlägt verschlafen mit der Hand nach mir.
»Geh weg! Noch fünf Minut’n!«
Nichts da!
Ich bin ein Mann mit einer Mission und von der wird mich ein bisschen Rumkotzerei nicht abhalten!
Entschlossen greife ich nach dem sauberen Glas am Waschbecken, fülle es mit kaltem Wasser und schütte es ihr ins Gesicht.
Sie schreckt sofort auf. »NICHT SCHON WIEDER DER PINGUIN!«, schreit sie total zusammenhanglos, ich hebe sie aber schon an den Oberarmen auf die Toilette und drücke sie gegen die Wand, damit sie nicht umfällt.
»Ich geb dir gleich Pinguin!«, murmle ich und stopfe ihr zwei von den Minzdingern in den Mund. Sie lutscht brav mit einem »Mhhmmmm«, während ich mich bereits darauf konzentriere, sie schnell und effizient zu entkleiden. Eine meiner Königsdisziplinen, und in diesem Fall wirklich angebracht, es schnell zu tun. Nur nicht hinsehen, lautet die Devise! Wie bei über sechzig Jährigen am Strand.
Ich kann allerdings nicht ignorieren, dass ihre Unterwäsche aus exquisitem Stoff besteht.
Als die Verpackung entfernt ist und sie schwankend und mit geröteten Wangen vor mir steht, verschlägt es mir die Sprache.
Nicht nur ihr Blick ist rein und unverbraucht, auch ihr Körper. Absolut natürlich, dennoch makellos, mit weiblichen, aber nicht zu ausschweifenden Rundungen an genau den richtigen Stellen und von hektischen roten Flecken überzogen. Ich liebe es, ihre Reaktionen auf meinen Blick so direkt beobachten zu können. Sie könnte ihre Erregung nicht einmal im Traum vor mir verstecken. Wetten, dass rote Striemen auf diesem Kunstwerk absolut genial aussehen würden … Ich sehe sie bereits vor mir … an ihren runden Brüsten mit den rosa empfindlichen Nippeln … an ihrem Bauch, aber vor allem auf ihren Oberschenkeln und einem Hintern, welcher der Vorderseite sicher in nichts nachsteht. Aber natürlich muss ich das erst überprüfen. Ausgiebig.
Das Gefühl, sie besitzen zu wollen, wird immer stärker und erschreckt mich in seiner Intensität. Ich kann kaum atmen, möchte sie sofort an mich reißen und ihr zeigen, wem sie gehört. Aber das geht nicht.
Erstens: die Kotze.
Zweitens: Sie hat einen Busch und der ist dichter als jede verdammte Hecke!
Den gilt es vor allen weiteren Maßnahmen zu beseitigen, also kommandiere ich mit einem strengen Blick: »Sitz!«, und gehe zur Badewanne, wo ich Wasser einlaufen lasse und etwas Öl hineinträufle. Sie setzt sich tatsächlich auf die Toilette, lehnt ihren Kopf an die Wand und … fängt dann in Zeitlupe an herunterzurutschen!
Verdammt!
Sofort bin ich wieder bei ihr und hebe sie hoch, lege die paar Schritte zur Wanne zurück und lasse sie vorsichtig in das Wasser gleiten. Sie seufzt wohlig und lächelt, entspannt sich so sehr, dass ich es nicht wage, meine Arme wegzuziehen. Die Wanne ist für mindestens zwei Personen gedacht, sie würde gnadenlos absaufen ohne Rettungsanker, so sehr entspannt sie sich.
»Braves Mädchen …«, wispere ich und beobachte verträumt ihr schönes Gesicht.
Mindestens eine kleine Ewigkeit lang.
Als mir aufgeht, was ich da tue, lasse ich meinen Blick über ihren Körper schweifen und stöhne verhalten, während es in meiner Hose zuckt. Mit einiger Willenskraft besinne ich mich auf meine eigentliche Aufgabe, halte sie mit einer Hand und wasche mit der anderen ihren Körper. Sie seufzt dabei auch noch lüstern und drängt sich meinen Fingern entgegen. Ihre Haut ist so weich und seidig und glitschig, dass es an Folter grenzt, sie zu säubern, ohne in meine Hose zu kommen.
Ich schaffe es!
Knapp …
Als dieser widerliche Geruch nicht mehr an ihr haftet und sie stattdessen frisch duftet – inklusive ihrer Haare –, hebe ich sie aus der Wanne. Sie spielt währenddessen immer noch die Entspannte und lässt sich völlig hängen. Mit einer Hand drücke ich sie an mich – dass meine Kleidung nass wird, ist dabei zweitrangig –, mit der anderen zerre ich zwei Handtücher aus dem Regal und klemme sie mir zwischen die Zähne.
Dann hebe ich sie wieder hoch und trage sie zum Bett. Mit einigem Geschick platziere ich ein Handtuch unter ihr, denn ich hasse nasse Bettlaken, mit dem anderen trockne ich sie ab … während sie genüsslich aufstöhnt. Feuchtigkeit glitzert einladend zwischen ihren Beinen und ihre Hände verkrallen sich in den Laken.
Der Schweiß rinnt mir bereits über den Körper, aber ich muss sie erst rasieren. Ich bin froh über die Selbstbeherrschung, die ich mir mit all den Frauen vor ihr aneignen konnte.
»Ruhig, Baby …«, wispere ich und lasse sie kurz zurück, um eine Schüssel Wasser und meinen Rasierer zu holen. Allerdings verzichte ich auf den Rasierschaum, der würde nur das Bett ruinieren und ihren natürlichen Geruch überdecken. »Beweg dich nicht, sonst binde ich dich fest!«, fordere ich. Sie gehorcht jedoch nicht, und das ist mir zu heikel. Auf keinen Fall darf ich diese perfekte Haut verletzen!
Weswegen ich kurzerhand aufstehe und zu meinem schwarzen Schrank gehe.
»Ich habe dich gewarnt!«, murmle ich düster und befestige ihr langes, Gott sei Dank rasiertes Bein in der Schelle, die durch eine Kette am Bettpfosten verbunden ist. Die Kette ist dort immer, genau genommen gibt es eine an jedem Bettpfosten. Es existiert auch ein Himmelbett, nur nicht aus Stoff, sondern aus Gitter, an dem ich gewisse Fesselungsutensilien befestigen kann. Und obwohl es eher wie das Bett eines Teufels wirkt, nehmen alle an, sie hätten es mit Gott zu tun, wenn sie sich in diesem befinden.
So wird es ihr auch gehen … wenn sie noch so lange wach bleibt.
Etwas Gutes hat ihr ständiges Wegnicken, sie stört mich nicht weiter während der penibelsten Rasur, die ich jemals in meinem Leben vorgenommen habe. Genüsslich schmatzend schlummert sie vor sich hin, und schon bald bietet sich mir das schönste Bild, welches ich jemals gesehen habe. Ihre blank rasierte Vagina.
Ich möchte mich vorbeugen und mein Gesicht darin vergraben, dann will ich diese schimmernde Feuchtigkeit genüsslich von jedem Zentimeter dieser süßen Haut lecken, bevor ich meinen Schwanz an ihr reibe und … Stopp! Zurückspulen … So weit sind wir noch nicht. Noch lange nicht.
Erst … wird sie betteln.
Ich mache ihre Beine wieder los, weil ich sie so wehrhaft haben will wie da unten an der Bar, stehe auf und entkleide mich.
Dann lege ich mich neben sie auf das Bett, streiche ihr mit dem Handrücken über die Wange und murmle: »Nein, normal bist du wirklich nicht …«, bevor ich weiter hinabgleite, über ihren Hals, das zarte Schlüsselbein und zwischen ihren Brüsten entlang.
Sie regt sich, stöhnt leise, ihre Lider flattern, aber sie offenbart mir nicht das Feuer in ihren Augen. Sie bleiben geschlossen und trotzdem streckt sie mir ihre Hüften entgegen und hebt sie leicht nach oben, als ich an ihrem Bauch hinabgleite … bis zu ihrem Venushügel.
Mit zusammengebissenen Zähnen fixiere ich ihr Gesicht, und so bemerke ich natürlich genau ihr erzürntes Stirnrunzeln, als ich im letzten Moment abdrehe und meine Hand wieder nach oben wandern lasse – diesmal zu ihren Brüsten, was ihre aufkeimende Wut etwas besänftigt und sie leise aufstöhnen lässt. Dabei windet sie sich ein wenig, lässt sich völlig gehen und genießt meine trägen Bewegungen. Sie ist so unsagbar erotisch …
Aus einem Impuls heraus, der mich auch schon vorhin im Fahrstuhl überfiel, beuge ich mich vor und küsse sie. Sanft … und vorsichtig. Nicht so wie sonst …
Sie seufzt wieder, als wäre sie tatsächlich im Himmel und reagiert hauchzart auf meine Lippen. Langsam weckt sie der Kuss aus ihrer Trance, immer gieriger werden ihre Zunge und ihre Laute … bis sie sich plötzlich auf mich rollt und ihre Hände tief in meinen Haaren vergräbt!
WOW!
Mit einem Mal sitzt sie auf mir, hat die Oberhand und küsst mir das Hirn aus dem Kopf.
Ich weiß nicht mehr, wo unten und oben ist, und kann nur noch hinnehmen, wie ihre Hand gierig über meinen Körper gleitet. Laut stöhnend umfasst sie meinen steinharten Penis und positioniert sich dann direkt darüber.
Sie muss mich nicht anketten, ich kann mich das erste Mal im Leben nicht gegen eine Frau wehren oder sie gar kontrollieren, als sie mit meiner Spitze über ihren feuchten Eingang streicht. Ihr Blick hängt dabei in meinem Gesicht, ist verschleiert, aber nicht vor Müdigkeit oder Alkohol, sondern vor Lust.
In Zeitlupe lässt sie sich herab, beißt sich dabei auf die Unterlippe und runzelt die Stirn, während wir beide den Atem anhalten.
Ich bin mir sicher, jeden Moment in einem gigantischen Orgasmus zu explodieren und muss die Augen schließen, um mich davon abzulenken. Der Ausdruck in ihrem Gesicht allein würde mir sonst den Rest geben. Verzweifelt balle ich die Hände zu Fäusten, um sie gewähren zu lassen, und es gelingt mir. Nach den quälendsten Sekunden in meinem Leben bin ich in ihr – bis zum Anschlag.
Einige Sekunden bewegt sie sich nicht.
Dann legt sie los … und beginnt, ihre Hüften mit einem weiteren Stöhnen, das mich fast explodieren lässt, zu kreisen. Ihre Hände gleiten wie von Sinnen über ihren Körper, über diese festen Brüste, in ihre Haare und wieder zurück.
Ich bin völlig hin und weg, kann sie nur anstarren.
Und mich davon abhalten zu kommen.
Im Gegensatz zu ihr!
Sie kommt! Und wie!
Mit einem sehr passenden »Oh Gott!« beugt sie sich mit einem Mal vor und küsst mich, absolut reglos verharrend. Ich fühle, wie sich ihre Muskeln ruckartig um mich herum zusammenziehen und bin mir sicher, jeden Moment vor Leidenschaft ohnmächtig zu werden, schaffe es aber, mich zusammenzureißen. Denn ich darf unter keinen verdammten Umständen in ihr kommen! Allein schon, dass ich vergessen habe, einen Gummi zu benutzen, ist ein Desaster, aber dann auch noch meine kostbaren Gene in ihr zu verewigen, könnte meinen Untergang bedeuten.
Also halte ich mich nun WIRKLICH mit allem, was ich habe, zurück.
Sobald sie fertig ist, werde ich sie dazu bringen, dass sie es mit diesem wunderbaren Mund beendet, doch aus dem Plan wird nichts. Denn sofort danach sackt sie völlig leblos auf mir zusammen und … schnarcht mir ins Ohr!
Augen verdrehend liege ich unter ihr und kämpfe noch ein bisschen damit, nicht bei der kleinsten Bewegung zu detonieren. Währenddessen kuschelt sie sich enger an mich und schmatzt an meinem Hals genüsslich vor sich hin.
Ich möchte sie von mir schieben, stattdessen schließen sich meine Arme um sie.
Sie riecht köstlich und fühlt sich noch köstlicher an. Besonders, als sie sich vertrauensvoll an mich schmiegt. Noch nie hat eine so nah bei mir geschlafen und ich hätte niemals gedacht, dass es mir gefallen könnte. Aber das tut es, sie ist so warm und weich und duftend ...
Jetzt gehört sie mir! Wie noch keine zuvor.
Doch nicht einmal das gönnt sie mir!
Plötzlich nuschelt sie ein verschlafenes »Danke!«, küsst meinen Hals und rollt sich von mir runter. Als Nächstes dreht sie mir den Rücken zu und pennt weiter. Seelenruhig.
Und ich liege sprachlos da und kann sie nur anstarren.
Das oder ich schreie.
Kapitel 4
Sie
Hier riecht es schrecklich. Nach irgendwelchen Lufterfrischern – süß und chemisch. Außerdem ist es zu hell und … zu warm! Besonders in meinem Rücken. Etwas Schweres liegt auch noch auf meiner Hüfte … auf meiner nackten Hüfte!
Und hinter mir … ist … irgendwas … NACKTES!
Mit einem Ruck reiße ich die Augen auf und fühle mich prompt in einen Horrorfilm versetzt, denn ich bin nicht allein in diesem Bett!
Irgendwer ist noch hier!
Jetzt ist es passiert! Das erste Mal in meinem Leben war ich betrunken und schon hat mich jemand abgeschleppt! Sicher einer dieser fetten Anzugträger! Oder irgendein korrupter Politiker! Oh Gott!
Doch als ich nach unten blicke, bin ich erst einmal beruhigt. Der Arm, der auf meiner Hüfte liegt, ist tätowiert – irgendwelche Tribals –, außerdem sehnig … muskulös und braun gebrannt.
Genau betrachtet sieht er verdammt gut aus!
Also kann ich den fetten Politiker schon mal aus meinem Kopf streichen … Doch als stechend grüne Augen in meinen Erinnerungen aufblitzen, wird das Horrorszenario erst richtig perfekt!
Es ist ER.
Ich weiß es ganz genau, ohne dass ich mich wirklich an gestern Abend erinnern kann!
Aber je mehr ich es versuche, umso mehr Erinnerungsfetzen foltern meinen Geist und mir wird immer übler … Kotze im Aufzug … Geheule … seine perfekt manikürten, aber dennoch männlichen, Hände auf mir … ganz viele Pinguine … eine riesige Traum-Badewanne … seine Lippen auf meinen … das Kratzen seines Dreitagebartes, meine Fingernägel, die sich in seine muskulöse Brust krallen und … er in mir. Tief und unnachgiebig. Sein perfekter harter Körper, schweißglänzende Muskeln, sein erregendes Stöhnen, und vor allem: dieser Blick … und die Pinguine!
Ich frage mich, was die in meinen Erinnerungen zu suchen haben.
Auf jeden Fall ist eins vollkommen klar:
Ich muss ihn angekotzt haben, dann hat er mich in dieses Zimmer mitgenommen und den Rest habe ich geträumt.
Denn das ist GENAU der Stoff aus meinen Romanen. So etwas KANN in Wirklichkeit NICHT passieren! So gut aussehende Männer und solch atemberaubenden Sex GIBT ES NICHT! Und doch befürchte ich, dass es wahr ist.
Ich hab mich zur Volldeppin gemacht – zur absoluten!
Und das nur nach einer Nacht in diesem verdammten Hotel!
Glückwunsch Liz, das hast du ja toll hingekriegt, und jetzt schau, dass du abhaust, aber schnell, und ohne ihn zu wecken!
Es wäre einfach zu peinlich, ihm noch einmal in die Augen sehen zu müssen! Diesen Spott zu ertragen!
Also hebe ich in Zeitlupe den zweideutig heißen Arm und bewege meine Hüften millimeterweit von ihm weg. Sofort löst er sich ruppig aus meinem Griff, umfängt meinen Bauch und zieht mich bestimmend zurück – umklammert mich wie ein gemütliches Kissen.
»Keine Chance, Baby …«, murmelt er auch noch verschlafen und vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken, was ziemlich kitzelt.
Super …
Ich mag es ja echt gern, arroganten, nackten Ärschen als Kissenersatz zu dienen!
Wenn er die sanfte Variante nicht will, dann bekommt er eben die andere!
»GEHT’S NOCH!« Wild winde ich mich aus seinen Armen und springe auf die Beine.
Mir ist klar, dass ich total nackt bin, also suche ich etwas, womit ich meine Blöße bedecken kann. Mein Blick fällt auf ein perfekt drapiertes Kissen auf einem Sessel neben dem Bett, was ich mir sofort schnappe, um es vor mich zu halten. Leider mit mäßigem Erfolg.
Denn sobald er aufgehört hat, sich angestrengt stöhnend über das Gesicht zu reiben, richtet er sich mit einem »Was soll das?« auf den Ellbogen und will gerade noch etwas hinzufügen, als sein Blick über meinen Körper schweift und er abrupt verstummt. Stattdessen entkommt ihm ein herzhaftes »FUCK, bist du heiß!«
Dann lässt er sich zurück in die Kissen fallen und wirft einen Arm über die Augen. »Entweder du kommst jetzt sofort zurück in dieses Bett und lässt dich diesmal ordentlich von mir vögeln oder du ziehst dich an und wir frühstücken! Ich hab verdammten Hunger! Auf das eine oder das andere!«, knurrt er.
»Oh, wie nett, der Herr lässt mir eine Wahl. Und was heißt hier überhaupt diesmal?« Ein Grinsen huscht über seine Züge – ein teuflisches – und er stützt sich erneut auf den Ellbogen, von der Morgensonne angestrahlt, mit Tätowierungen und Muskeln, die Decke bis zu seinen Hüften und diesem V herabgerutscht. Oh Himmel …
»Was denkst du denn, was du die Nacht in diesem Bett gemacht hast, Baby?«
»Babyn Sie mich nicht!«
Er ignoriert meinen Einwand. »Du hast mich geritten wie noch keine zuvor, und jetzt gilt es, mich zu revanchieren, das ist nur fair!«
»Sie haben Sie doch nicht mehr alle!« Wild schweift mein Blick umher, während ich versuche, von seinen Lügen nicht heiß zu werden. Was allerdings gar nicht so leicht ist. Nirgendwo existiert hier Kleidung, aber splitterfasernackt kann ich mich unmöglich aus diesem Zimmer wagen!
»Du hast sie nicht mehr alle, wenn du denkst, ich lasse dich gehen!«
Ich lache grell auf. »Was? Wollen Sie mich jagen?«
Sein Blick verdunkelt sich sofort. »Wenn es nötig ist.« Und seine Stimme hat sämtliches Verspielte verloren, ist nun genauso dunkel wie seine Ausstrahlung. Meine Kehle wird trocken.
Dieser Mann ist wahnsinnig! Aber er ist ja auch ein reicher Schnösel! Da gehört das zur Grundausstattung!
»Jetzt hören Sie mir mal zu!« Ich versuche trotz meiner Nacktheit, die kaum durch das winzige Kissen kaschiert wird, autoritär zu klingen. »Wenn Sie mich jetzt nicht gehen lassen, werde ich Sie anzeigen!«
»Aufgrund welches Vergehens?« Das fragt der noch?! Der Typ muss ECHT irre sein! In dem Moment fallen mir auch die Fesseln am Bett auf … und … sind das Peitschen an der Wand? Ebenso wie die anderen Einrichtungsgegenstände, die eindeutig NICHT in ein normales Schlafzimmer gehören.
»Sie sind ja total pervers!«, rufe ich aus, als ich die Gesamtlage endlich erfasst habe, aber er hat nichts Besseres zu tun, als zu lachen – leise und anziehend.
»Manche nennen es pervers, andere kreativ! Auf jeden Fall hat dir meine Perversität gestern allzu gut gefallen!« Ich versuche einen Schwall Blut daran zu hindern, meine Wangen zu fluten, aber versage. Langsam glaube ich, dass es vielleicht doch kein Traum war, was DAS HIER, die Realität, zu einem wahren Albtraum macht! WENN wir gestern wirklich Sex hatten oder so was Ähnliches … DANN ist das absolut unverzeihlich.
»WENN mir gestern etwas gut gefallen haben SOLLTE, DANN nur, weil ich völlig betrunken war und neben mir stand! Und Sie haben diesen hilflosen Umstand schamlos ausgenutzt!« Die Tragweite dessen, was er somit getan haben KÖNNTE, ist unglaublich!
»Jetzt wirfst du mir sicher gleich vor, dass ich für diesen Zustand verantwortlich war, wenn du dich weiter so belügst! Aber ich will dir mal eins verraten: Du warst gestern GEIL auf mich, weil ich dich absolut heißmache – in welchem Zustand auch immer!« Wieder entkommt mir ein humorloses Lachen, doch es hört sich etwas hysterisch an. Er zeigt zwischen meine Beine. »Und was ist dann das? Du bist auch jetzt völlig feucht, allein wenn du mich ansiehst!«
Mein Blick gleitet nach unten, und erst jetzt bemerke ich es. In dem ganzen Trubel ist mir das überhaupt nicht aufgefallen. »SIE HABEN MICH RASIERT!«
»Klar! Ich mag keine Schamhaare im Mund!«
DAS IST DIE HÖHE!
Und wirklich höchste Zeit von hier zu verschwinden, andernfalls werde ich zur Mörderin.
Ohne ihn vorzuwarnen, stürme ich drauflos, direkt ins Bad, auf der Suche nach einem Bademantel, und ich werde fündig. Wie verrückt reiße ich ihn vom Haken und laufe weiter. Wahllos öffne ich die erstbeste Tür und sehe mich in dem edlen, kühlen Raum um. Eindeutig ein weiteres Schlafzimmer. Ich fühle mich wie in einem Labyrinth eingesperrt und stürme wild fluchend weiter.
Er lacht nur und liegt immer noch völlig entspannt im Bett, einen Arm unter dem Kopf, als ich die nächste Tür aufreiße und dort ein riesiges Wohnzimmer inklusive Luxusküchennische ausmache.
Während ich in den Bademantel schlüpfe und ihn schließe, durchquere ich das Wohnzimmer und finde mich in einem ausladenden Flur mit geschlossenen Aufzugtüren wieder. Mit meinem Zeigefinger drücke ich auf den Knopf ein, als wollte ich ihn erstechen, drehe mich immer wieder nach ihm um, weil er vielleicht hinter mir herkommen könnte, aber er kommt nicht … genauso wenig wie der Aufzug.
Nicht einmal ein Lämpchen leuchtet auf.
»Du brauchst meine Karte, um den Fahrstuhl zu benutzen. Dies ist eine spezielle Etage«, informiert er mich locker und seine Stimme kommt näher. Eindeutig. Dabei fühle ich mich, als würde ich einsam und verlassen im Meer schwimmen und sich mir ein weißer Hai nähern.
Lässig kommt er in den angrenzenden riesigen und völlig verglasten Wohnraum geschlendert, vor dem sich eine imposante Skyline ausbreitet – völlig nackt!
Ich hebe schnell eine Hand vor die Augen, während er in die Küche weitergeht und somit aus meinem Sichtfeld verschwindet. Irgendetwas klappert und summt dann. Kaffeebohnen werden gemahlen ... Das Geräusch kenne ich, denn es ist eines meiner liebsten überhaupt.
»Willst du Eier und Bacon?«
Kopfschüttelnd überlege ich, wie ich diesem Irrsinn entkommen kann, bin mir aber sicher, dass es nur diese eine Fluchtmöglichkeit und eine Karte gibt, die überall sein kann. Ich bin tatsächlich mit diesem irren Nudisten eingesperrt!
Und als hätte ich nicht schon genug Probleme, sticht es auch noch unentwegt in meinem Kopf. Der nächste Schmerz ist so stark, dass ich davon aufstöhne und mir an die Stirn fassen muss. Ich werde nie, nie wieder in meinem Leben auch nur einen Schluck Alkohol anrühren, und das ist zur Abwechslung mal nicht nur eine leere Phrase, wie sie der Großteil mit einem Kater von sich gibt, sondern ich meine es todernst.
»Ich will keine verdammten Eier, ich will ein Aspirin!«, brumme ich also und erschrecke mich, als er ruft:
»Dann komm her und hol es dir!« Ich dachte, er hätte mich nicht gehört, doch bevor ich hier weiterhin blöd rumstehe, gehe ich zu ihm und versuche mit ihm zu reden – normal. Falls das möglich ist.
Er steht mit dem Rücken zu mir in der Küche und brät tatsächlich Eier und Speck an – der Snob kann also kochen und lebt nicht nur vom Zimmerservice. Außerdem ist er immer noch nackt … die Tätowierungen auf seinem Rücken sind echt freaky … Ein riesiger Totenkopf starrt mich von dort aus dunklen Höhlen an. Eine silberne Waffe wird von einer weiblichen, rot manikürten Hand an dessen Stirn gehalten. Auf dem Lauf steht: ›Passion‹
Damit hat er wenigstens recht! Den meisten Menschen bläst die Leidenschaft wirklich den Kopf weg.
Schweigend setze ich mich auf den Hocker vor dem Tresen, wo ich bereits eine weiße Tablette und ein Glas Wasser vorfinde. In der Hoffnung, dass er mich nicht unter Drogen setzt, schlucke ich das Aspirin und trinke das Wasser, während ich ihn nicht aus meinem misstrauischen Blick lasse. Er zupft von seinem Kräutergarten frische Petersilie ab, schneidet sie klein und streut sie über das fertige Essen. Es duftet köstlich, und mein Magen zieht sich verlangend zusammen, als er es vor mir platziert. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, und ich muss gleichzeitig ein Lächeln unterdrücken, denn er hat alles zu einem Smiley angerichtet, was irgendwie verdammt süß ist ...
»Jetzt iss endlich!«, fordert er halb lachend, wahrscheinlich, weil ich das Ei so sehnsüchtig ansehe. »Ich verspreche, es ist nicht vergiftet!«, ergänzt er noch zwinkernd, und ob ich mich dagegen wehre oder nicht, bei diesem Zwinkern haut es mich fast rückwärts vom Hocker, oder direkt auf den Tresen – breitbeinig.
Was sind das nur für Gedanken?
Kopfschüttelnd nehme ich das bereitliegende Besteck und stürze mich auf das fettige, köstliche Essen, anstatt auf ihn.
Und was macht er? Er steht mir mit verschränkten Armen gegenüber, mit einer Erektion, die immer härter wird, und beobachtet mich. Ich esse alles andere als ladylike, gerade aus Protest, was ihn nur noch mehr zu faszinieren scheint.
Irgendwie fühle ich mich gerade ein bisschen wie in Pretty Woman, nur dass ich keine Nutte bin und er … bei Weitem nicht so ein Gentleman wie Richard Gere.
Bei seinem »Ich will jetzt diesen Mund ficken!« verschlucke ich mich fast und muss mit Kaffee nachspülen, um das Schlimmste zu verhindern.
Wirklich alles andere als ein Gentleman!, denke ich sarkastisch, doch gleichzeitig beginnt es bei seinen Worten, seinem Tonfall und vor allem seinem Blick, den er auf meine Lippen gerichtet hat, wieder zwischen meinen Beinen zu pochen. Extrem.
Gerade so kann ich mich davon abhalten, die Schenkel aneinander zu reiben. Aber irgendwie scheint er meine Erregung trotzdem zu bemerken und stellt seinen Kaffee zur Seite.
»Weißt du was?«, murmelt er und lehnt sich zu mir vor, mit den Ellbogen auf den Tresen zwischen uns. Fasziniert sehe ich in seine Augen, denen ich bei Tageslicht noch nie so nah war. Sie sind grün, mit hellen Sprenkeln, und strahlen eine gewisse Dominanz aus. Das ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen. »Ein Kuss, dann darfst du gehen!«
OH GOTT!
Automatisch gleitet mein Blick zu seinen vollen einladenden Lippen, dann wieder in seine intensiven Augen. Ich lecke mir nervös über die Unterlippe und versuche es, ins Lächerliche zu ziehen und trocken zu klingen. »Weißt du nicht, was gestern nach dem Kuss passiert ist?«
»Jetzt bist du nüchtern – zumindest fast.« Wahrscheinlich schon mal vorsichtshalber schiebt er mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Es ist nur eine zarte Berührung seiner Fingerspitzen, aber sie setzt mich in Brand. Ich beiße mir auf die Lippe.
»Ich weiß nicht mal deinen Namen …«, murmle ich, weil mir die Argumente genauso wie arbeitende Gehirnzellen ausgehen, weiche aber nicht zurück, als er sich langsam vorbeugt.
»Namen sind unwichtig … ich will dich«, wispert er direkt an meinem Mund und ich denke mir, wenn mich ein Kuss aus seiner Gefangenschaft befreit, dann werde ich es wagen!
CUT!
Kapitel 5SIE
Seine Lippen sind so unsagbar weich und er nimmt sich Zeit. Lässt mich kommen, beugt sich nur so weit nach vorne, dass er mich kaum streift, obwohl ich mit der ersten Berührung alles will.
Es ist, als gäbe es meinen gesunden Menschenverstand nicht mehr. Nur noch das Ziehen zwischen meinen Beinen hat Bedeutung und dessen Linderung.
Dass er es kann, weiß ich zu gut. Selbst sein Kuss verspricht es, in den ich mich nach ein paar Sekunden mit einem verlangenden Stöhnen weiter hineinlehne.
In dem Moment weicht er zurück.
»Siehst du, war doch gar nicht so schlimm! Jetzt darfst du gehen!« Somit dreht er sich einfach um und schlendert davon. »Der Aufzug funktioniert!«, ruft er mir noch zu, da hänge ich immer noch vor dem Tresen und starre den teuren Marmor an.
Verwirrung und Wut umspülen mein vernebeltes Hirn.
Was zum Teufel sollte das?
Das fühlte sich nicht nach Good Bye, sondern nach Hello, come in! an.
Und doch soll es das jetzt gewesen sein?
Wild schüttle ich meinen Kopf, um meine Gedanken zu klären, denn nun bin ich wirklich total verwirrt. Ich kann ihn nicht einschätzen!
Außerdem will ich weitermachen und das ärgert mich zutiefst!
Schließlich war alles, was ich eigentlich an diesem Morgen wollte, von ihm wegzukommen! Jetzt kann ich das, also werde ich das auch tun! So!
Entschlossen raffe ich meinen Morgenmantel zusammen, ignoriere den Ignorierer völlig und stürme zum Aufzug. Tatsächlich leuchtet der Knopf auf, als ich ihn drücke. Die Türen gleiten auf, und ich stelle mich in die Kabine. Doch ich habe keine Karte für mein Zimmer und brauche meine Kleidung …
Wie gerufen erscheint er – nun in einem Muskelshirt und einfachen schwarzen Hosen. Völlig distanziert und eiskalt. »Deine Kleidung ist in der Reinigung. Du kannst sie und deine Zimmerkarte an der Rezeption abholen!« Er steckt seine Karte in den Schlitz, wählt das Stockwerk der Lobby und verlässt den Fahrstuhl.
Er sieht nicht zurück, nicht einmal ein Tschüss bekomme ich, und mir steigen die Tränen in die Augen. Wieso, weiß ich nicht, aber ich unterdrücke sie gekonnt.
Er ist so ein Arsch!
Mich so loszuschicken!
Hoffentlich betritt keiner den Aufzug! Immerhin bin ich unter dem dünnen Stoff völlig nackt! Und ich muss im Bademantel auch noch zur Rezeption marschieren, um überhaupt in mein Zimmer zu gelangen. Barfuß!
Vorsorgehalber brennen meine Wangen schon mal lichterloh, dann bin ich schon unten angekommen und muss die Kabine verlassen.
Alle starren mich an, und im Moment kann ich nur sehr schwer damit umgehen. Selbst die Rezeptionistin hat ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle und mustert mich abwertend wie einen Außerirdischen, als ich sage: »Wurde meine Kleidung und meine Karte bei Ihnen abgegeben? Zimmer 111 …«
Sie verzieht die Lippen und runzelt geringschätzig die Stirn, während sie auf ihrem Computer rumtippt und dann verkündet: »Ja, Ihre Sachen sind hier. Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Emsig arschwackelt sie davon und ich dackel hinter ihr her.
Es könnte peinlicher nicht sein, aber doch, es geht!
In dem Raum, in den sie mich führt, befindet sich der Barkeeper von gestern Abend. Seine Augen werden kurz dunkler, als er mich erkennt, während sie über meinen Körper schweifen. Dann grinst er – wirklich fies. Die erste ehrliche Reaktion, die ich hier bekomme!
Ich strecke ihm die Zunge raus und er lacht, woraufhin ich ein bisschen lächeln muss. Er hat einen Tunnel im Ohr, das macht ihn sympathisch!
Wie ein Zombie gehe ich danach in mein Zimmer und betrete den winzigen Raum, so wirkt er zumindest, im Gegensatz zu dem Palast, den er in der obersten Etage bewohnt.
Wer ist er nur? Und wieso kann ich irgendwie nur noch an ihn denken?
Ich habe ungefähr zehn Anrufe von meiner Schwester auf dem Handy, aber ich ignoriere sie. Mir ist jetzt gerade wirklich nicht danach, mit ihr zu sprechen, oder mit irgendwem sonst.
Ich fühle mich … verletzt und … zurückgewiesen. Dabei wollte ich doch gar nichts von ihm!
Um mich abzulenken, packe ich meinen türkisen, einfachen Badeanzug – nein, keinen Bikini – und ein Handtuch ein und begebe mich in den All-inclusive-Spa-Bereich.
Dort werde ich äußerst freundlich von dem Mitarbeiter begrüßt, weiß aber genau, dass die Freundlichkeit nur gespielt ist. Wie bei allen, die hier angestellt sind. Da könnte ich gleich ganz auf sie verzichten! Ich hasse so etwas! In meinem angeschlagenen Zustand könnte mich selbst diese Heuchelei zum Heulen bringen. Dabei heule ich nur sehr selten.
Im Pool tummelt sich nur eine Horde Frauen, die mich mit schiefen Blicken bedenken, als ich die Halle betrete. Das Schwimmbecken ist kleiner, als es auf den Fotos im Internet schien, aber es ist okay. Ich ignoriere die Weiber, höre aber ihre genuschelten Lästereien. Wenn sie wüssten, wen ich gestern Nacht unter mir hatte … würden sie vor Neid zergehen!
Oh mein Gott, habe ich das gerade gedacht?
Wieder schüttle ich meinen Kopf, lege das Handtuch auf eine der Liegen und begebe mich zu der Treppe, die in das erfrischende Nass führt. Es ist eiskalt, so kommt es mir zumindest vor, und ich habe Muskelkater … an wirklich eindeutigen Stellen. Als mir das auffällt, werde ich wieder knallrot, gleite ins Wasser und schwimme verbissen einige Bahnen.
Die Frauen verziehen sich, als ich sie ganz aus Versehen vollspritze und ihre heiligen Frisuren zerstöre. Mit einem leichten Grinsen schwimme ich weiter – den Pool nun für mich allein. Ich sollte die Ruhe genießen, denn ich mag es für mich zu sein, trotzdem fühle ich mich einsam.
Ein wenig probiere ich die Massagedüsen aus, was sich allerdings anfühlt, als würde mein Rückgrat brechen und lasse es sofort wieder sein. Das sind keine Massagedüsen, sondern Folterinstrumente!
Als die verglaste Tür aufgeht, muss ich wieder grinsen, denn der Barkeeper von vorhin hat sich wohl auch dazu entschieden, seine freie Zeit zu nutzen und ein paar Bahnen zu schwimmen.
»Hi!«, grüßt er mich locker und ich grüße genauso locker zurück, froh, wenigstens einen einzigen Menschen hier gefunden zu haben, der keinen Stock im Allerwertesten hat! Er ist am ganzen Körper tätowiert und hat zwei Nippelpiercings, was er am vergangenen Abend komplett unter einem eleganten Anzug versteckt hat. Außerdem nutzt er wohl auch öfter den Fitnessraum, denn seine Muskeln sind gut ausgearbeitet.
Elegant gleitet er ins Wasser und schwimmt auf mich zu. »Du bist wohl nicht oft in solchen Hotels?«
»Ganz sicher nicht!« Lächelnd schwimme ich neben ihm her.
»Das merkt man! Und ich finde es absolut cool! Endlich mal eine, die nicht so gekünstelt und arrogant ist … Wie kommst du hierher?«
»In diese Irrenanstalt?«
Er lacht. »Ja, so kann man es durchaus nennen!« Dann begibt er sich in Rückenlage, sodass er mich beim Sprechen beobachten kann.
»Kleine nervige Schwester!«, nuschle ich wütend und er lacht wieder. Er lacht viel und ehrlich und hat sehr gerade, gepflegte Zähne.
»Kenne ich! Ich habe drei davon!«
»Drei kleine Schwestern?«, rufe ich empört aus. Den Horror will ich mir gar nicht vorstellen!
»Oh ja!« Mit Todesmiene nickt er und ich muss auch kichern.
»Das erklärt, wieso du hier arbeiten kannst, ohne wahnsinnig zu werden und Amok zu laufen!«
»Wahrscheinlich!«
Absolut nicht mehr einsam fühle ich mich, als wir einträchtig nebeneinander durch das Wasser pflügen. Irgendwann bricht er die Stille. »Darf ich dich was fragen?«
Ich seufze. »Wenn’s sein muss …«
»Wieso rennst du im Bademantel durch das Hotel, wenn nicht, um die Schickimickis zu schocken?« Wieder muss ich lachen, doch es vergeht mir sehr schnell, als ich an den Grund dafür denke.
»Das ist eine lange Geschichte und ich will dich nicht mit Details langweilen!«, murre ich wütend.
»Ich mag Details!«
»Diese nicht!«
»Wieso?«
»Ich sage nur Alkohol und Kotze!«
»Das tut mir leid!«
»Was kannst du denn bitte dafür?«
»ICH habe eingeschenkt, schon vergessen?«
»Ich bin Gast und somit König!«
»Aber ich bin der Kaiser!« Wieder muss ich lachen, was sich erleichternd anfühlt. Mittlerweile sind wir am Ende des Pools angekommen und ich keuche auf, als er mich plötzlich an sich zieht.
»Und ich finde dich unsagbar faszinierend! Ein ungeschliffener Diamant … zwischen dem eintönigen Glitzer«, murmelt er plötzlich, während ich erstarre.
Ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll, jetzt schon wieder einen Kerl an der Backe zu haben, der augenscheinlich … mehr von mir will. »Ähm … kannst du mich bitte loslassen?!« Ich meine … dieser hier sieht gut aus und ist WAHRSCHEINLICH KEIN ARSCH, aber trotzdem …
»Wieso denn?« Verschmitzt grinst er mich an, hält mich aber noch immer umschlungen.
»Weil ich nicht interessiert bin!«
»An mir oder an Männern allgemein?«
Ich verdrehe die Augen. Mein Nacken prickelt unangenehm und ich packe seine Hände, um sie notfalls mit Gewalt von mir zu lösen.
»Daniel!«, blafft eine schneidende Stimme plötzlich und wir beide zucken erschrocken auseinander. Als ich meinen Kopf drehe, steht ER mit verschränkten Armen in piekfeinem Hemd und Hose am Poolrand und starrt mich an – tödlich.
Mir läuft bei diesem Blick aus diesen grünen Augen eine Gänsehaut über den Rücken, gleichzeitig regen sich wieder die Muskeln in meinem Unterleib. »Der Pool ist nicht für Angestellte!«, knurrt Mister Obersnob eiskalt.
»Aye, aye, Sir! Bis dann!« Daniel wuschelt mir durch die Haare, was ich unter normalen Umständen hasse, aber bei ihm stört es mich irgendwie nicht, und strahlt mich an, bevor er sich aus dem Pool schwingt, ganz der Gute-Laune-Mensch, und an IHM vorbei nach draußen schlendert.
ER schenkt dem Angestellten keine Beachtung, weil er nur mich anstarrt. Dann wagt er es auch noch zu sagen: »Ich sollte dir den Arsch versohlen.«
Und da ist sie wieder. Die Wut … und gleichzeitig ein kleiner Funken Erregung, der droht, alles andere in Brand zu setzen.
»Ohhh, Mister Geldsack, ich entscheide immer noch selber, von wem ich mir den Arsch versohlen lasse und von wem nicht!« Mit diesen Worten begebe ich mich aus dem Pool, bereit, für meine Flucht alles zu tun, vor allem, weil wir ganz alleine in dieser großen Halle sind und mir schon wieder die unanständigsten Dinge den Kopf fluten. »Genau genommen lasse ich das von gar keinem, erst recht nicht von dir!« Mit diesen Worten will ich an ihm vorbeistürmen, aber er macht einen Schritt zur Seite und stellt sich somit direkt vor die Tür.
Seine Augen … brennen – sind eine einzige Herausforderung. Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht zu schreien.
»Lass mich vorbei!«
Er antwortet nicht, sondern verschränkt nur die Arme.
»Du bist wirklich irre, weißt du das!?« Ich traue mich nicht, ihn anzufassen, außerdem würde es sowieso nichts bringen, weil er mir körperlich überlegen ist.
»Geh heut Abend mit mir essen, sonst feuere ich Daniel!«
WAS? OH mein Gott! Jetzt erpresst der mich auch noch, aber darauf falle ich nicht rein.
»Du bist nur ein kleiner Gast hier, du kannst gar keinen feuern. Auf diesen Bluff falle ich nicht rein!«
»Ich heiße David Porter …«, meint er nur lapidar und ein kleines arrogantes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
Oh scheiße! Das ist nicht wahr!
Das Hotel, in dem ich mich befinde, heißt: Porters … eine Kette, die sich mittlerweile in der ganzen Welt etabliert hat. Meine Augen werden groß und meine Kehle trocken.
»DIR gehört dieses Hotel?«
»Nicht nur dieses«, antwortet er spöttisch, während er mich weiterhin intensiv anstarrt. »Das ist mein Angebot, Miss Baker. Du gehst heute Abend mit mir essen, das Kleid dafür liegt bereits auf deinem Bett. Danach haben wir eine Session und heißen Sex. Nur so wird er seinen Job behalten!«
»Was zum Teufel ist eine Session?«
»Ich werde dich dominieren und du dich mir unterwerfen.«
»HA! In deinen Träumen vielleicht!«
»Dann ist Daniel ab heute arbeitslos.«
»Als ob es mir was ausmachen würde, wenn ein fremder …«
»Wirklich anständiger Mann mit einem tragischen Schicksal wegen dir gefeuert wird? Oh, ich denke, es wird dir was ausmachen! Was würde dann aus seiner kleinen Schwester werden, sie hat eine unheilbare Krankheit«, sinniert er vor sich hin … »Er finanziert mit seiner guten Bezahlung, die jeder Angestellte von mir erhält, eine spezielle Behandlung. Wenn er seinen Job verliert, muss sie zukünftig darauf verzichten. Außerdem füttert er auch seine zwei anderen Schwestern durch, weil seine Eltern bei einem tragischen Unfall ums Leben kamen. Dieser Job ist alles, was er hat und wofür er lebt. Wenn du willst, kannst du gerne seine Akte durchlesen.« Er ist nicht nur irre, er ist auch ein Monster!
Vor lauter Wut treten Tränen in meine Augen und ich balle meine Hände zu Fäusten. »Nur ein Essen, du Bastard! Ohne Sex!«
»Essen und Sex!« Seine Augen blitzen warnend, während meine vernichtend glühen.
Ich würde ihn am liebsten umbringen!
Seine skrupellose Art macht mich immer sprachloser. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, außer loszuheulen oder ihm an die Gurgel zu gehen. Ich fühle mich ihm gegenüber so schrecklich machtlos …
»Zwei Stunden hast du Zeit, dich zu entscheiden. Meine Durchwahl ist die Sechs.« Mit diesen nicht weniger dominanten Worten, als seine gesamte Art ausstrahlt, tritt er zur Seite und macht somit den Fluchtweg für mich frei. »Und wage es nicht, dich nicht zu melden oder gar zu flüchten. Ansonsten werde ich kommen und dich holen! Ich kriege immer, was ich will!«
Kapitel 1
»Die haben alle echt ’nen soooo langen Stock im Allerwertest’n … dass er aus’m … Mund schon wieda rausschaut!«, lalle ich und hebe mein Glas dem netten Barkeeper zum Nachschenken entgegen. Er runzelt zwar die Stirn, folgt aber meiner Aufforderung. Schließlich befinden wir uns in einem LUXUS-HOTEL und hier hat jeder Unwürdige zu springen, sobald es die anwesenden Gockel und Hennen verlangen. Denn ja, das sind sie. Aufgeplustert, unecht, nur am Gackern und Krähen.
Was wissen die schon von den Problemen einer 25-jährigen Buchladenbesitzerin, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt und lediglich per Zufall einen einwöchigen LUXUS-Aufenthalt in dieser Irrenanstalt gewonnen hat? Nichts. Gar nichts!
Dabei habe ich nicht mal bei dem Gewinnspiel mitgemacht, sondern meine Schwester! Sie meinte, ich müsse endlich mal die Nase aus den Büchern nehmen und stattdessen am wahren, am normalen Leben teilnehmen, einfach mal rauskommen. Aber wenn dieser Albtraum hier das wahre und normale Leben sein soll, dann bin ich eine Kuh in roten High Heels. Schön schwarz-weiß gefleckt und permanent wiederkäuend.
Ähnlich wie die Frau drei Hocker weiter …
Ich proste ihr mit einem »Muuuuh!« freundlich zu, worauf sich ihre stark geschminkten Augen weiten und ich kichern muss, bevor ich mir den aktuellen Drink in einem Zug genehmige. Wenn ich hier schon den All-Inclusive-Wahnsinn habe, dann muss ich ihn auch nutzen! Nüchtern ist diese Prahlerei unmöglich zu ertragen!
Im Augenwinkel sehe ich, wie sie sich bei ihrem Kerl beschwert, einem dickbäuchigen Anzugträger, der natürlich nicht direkt für seine Frau einsteht, sondern es an einen der Kellner weiterleitet. Lusche!
Formvollendet werde ich von diesem zurechtgewiesen, woraufhin ich nur abwinke und ein »Ja, ja, du mich auch …« murmle. Dann proste ich dem Pärchen nochmals zu und knalle mein Glas derart laut auf den Tresen, dass sie zusammenzucken. Wenigstens eine kleine Genugtuung, bevor ich mich vom Hocker schiebe, den beiden Snobs noch zuwinke und die Toiletten ansteuere. Dabei ahme ich die aufgetakelten Tussis um mich herum nach, indem ich versuche, übermäßig elegant zu wirken, auch wenn meine Umgebung stark ins Wanken gerät.
Mein Geschäft erledige ich, ohne danebenzutreffen, obwohl ich die frei schwebende Prinzessin mache. Als würde ich mich in diesem Nobelschuppen, in dem es nur auf den Schein ankommt, hinsetzen. Wahrscheinlich hole ich mir hier schneller etwas weg als auf jedem x-beliebigen Bahnhofsklo.
Das Händewaschen vergesse ich auch nicht, reinlich, wie ich bin, und befeuchte meinen Hals mit etwas kühlem Wasser, denn mein Gesicht glüht förmlich. Das passiert immer, wenn ich Alkohol trinke, was aber noch nie in diesem Ausmaß geschehen ist. Aufgrund meiner hellen Haut erinnern meine roten Wangen dann immer ein wenig an den Weihnachtsmann. Nicht gerade attraktiv. Genauso wenig wie meine langweiligen braunen Haare mit dem ekelhaften roten Stich, die grüne Bluse und die braune Cordhose – mit Schlag! Das ist schließlich voll im Trend – zumindest war es das, als ich das letzte Mal eine Modezeitschrift las – so ungefähr vor zehn Jahren.
Glücklich zurückgetorkelt lasse ich mich wieder auf meinen Hocker plumpsen und bestelle die nächste Runde. Die Uhr an der Wand verwischt bereits, zeigt aber, dass ich noch genug Zeit habe, um mich ins Koma zu befördern.
Die nächste Erdnussladung muss daran glauben, während ich meinen Blick durch die stilvoll eingerichtete, jedoch komplett unpersönliche Bar schweifen lasse, in der Fünfzigerjahre-Musik spielt. Mir wäre ein bisschen Rock lieber! Aber die Anwesenden würden sicher einen Kulturschock bekommen, also einen noch größeren als den, den allein mein Auftreten verursacht.
Egal, wohin ich schaue, mir bietet sich immer das gleiche Bild: Arroganz, Überheblichkeit und Geld!
Wenn emotionale Armut der Preis für materiellen Luxus ist, dann bin ich nicht bereit, diesen zu zahlen. Denn die Menschen um mich herum wirken wie ferngesteuerte Roboter. Unecht. Sie stellen ihren Status zur Schau, weil sie es nicht anders kennen, und nichts anderes als diesen zu bieten haben. Dabei interessieren sie ihre Mitmenschen einen Dreck. Schon allein, weil sie der Meinung sind, Geld mache sie zu etwas Besserem. Dabei sind sie allesamt gefühlskalt und innerlich tot.
Einer wie der andere …
Als wäre er von einer unsichtbaren Macht angezogen, strandet mein Blick in einem anderen – stechenden, intensiven … und mir stockt der Atem, sobald mir klar wird, dass ich gerade einem dieser Gockel frontal in das attraktive Gesicht starre! Verdammt!
Schnell senke ich die Lider, fühle aber, wie meine Wangen noch heißer werden, und wende mich dem Kellner zu, um noch einen Drink zu bestellen. Wenig später sauge ich verhalten an dem Strohhalm. Dabei frage ich mich, ob der mich immer noch ansieht, und als ich versuchsweise wieder zu ihm linse, realisiere ich, dass er mich nicht nur immer noch anstarrt, sondern auch noch GRINST. Auffordernd, selbstsicher, mit einem Lächeln wie aus der Zahnpastawerbung!
VERDAMMT! Jetzt hat er mich schon zweimal beim Starren erwischt und wertet es mit Sicherheit als Aufforderung … Er steht auf!
Ich stelle den Drink zur Seite, drehe mich ganz von ihm weg, zeige ihm die kalte Schulter, und versuche, mein plötzlich rasendes Herz zu beruhigen. Und obwohl ich es nicht will, spähe ich wieder zu ihm … nur um mit Horror zu bemerken, dass er die schummrige Bar einfach in einen Laufsteg verwandelt, über den er locker auf mich zuschlendert. Mit seinem blöden schwarzen Markenhemd und eine Hand lässig in seiner blöden schwarzen Markenhose vergraben. Mit seinem blöden dunklen, gelbearbeiteten Haar und … noch blöderen stechend hellen Augen, die mich fixieren, als wäre ich ein saftiges Steak und kein denkendes, intelligentes Wesen!
Sein Auftreten bringt mich völlig durcheinander.
Kann er nicht diese High-Heels-Kuh ihrem fetten Kerl ausspannen, muss er sich direkt neben mir an der Bar platzieren, seine Ellbogen locker hinter sich anlehnen und mich mit schief gelegtem Kopf anstarren? Ich merke es ganz genau, auch wenn ich wieder in mein fast leeres Glas blicke. Geräuschvoll sauge ich am Strohhalm, bis es blubbert, ignoriere ihn komplett, obwohl mich mein Herz inzwischen von innen erschlagen will.
Währenddessen lege ich mir bereits die passende Abfuhr zurecht. Aber der Kerl quatscht mich einfach nicht an! Egal, wie lange ich schlürfe!
Was soll das denn jetzt?
Er starrt. Aber er sagt nichts. Ist der ein Psychopath? Ein bisschen hohl in der Birne? Also noch hohler als der Rest hier?
Was ist das denn jetzt für ein Spiel?
Dann spricht er, aber nicht etwa mit mir. Knapp wendet er sich an den Barkeeper, und ob ich will oder nicht, diese geschmeidige, tiefe Stimme setzt sofort meinen Unterleib in Brand.
»Sie bekommt nichts mehr!«
WAS?
Ich wirble zu ihm herum, zu baff, um im ersten Moment die richtigen Worte zu finden. Aber er nimmt nur mysteriös grinsend drei Gläser mit irgendeinem nicht zu identifizierenden Inhalt entgegen, die er nicht mal bestellt hat, ignoriert mich nun völlig und marschiert mit seinem Gesöff davon!
Das ist ja wohl …!
»Du hörst jetzt aber nicht auf den Gockel, oder?«, frage ich den Keeper völlig entrüstet, nachdem ich mehrmals geschluckt und meinen Blick von ihm losgerissen habe.
Der poliert lakonisch seine Gläser und zuckt die Schultern. »Ich muss.«
»Aha …«
Ich sehe zu ihm und seinem blöden Tisch, an dem er mit zwei anderen hirnlosen Anzugträgern sitzt und lacht. Und er sieht verdammt atemberaubend dabei aus!
Dieser Gedanke und der Umstand, dass er mir den Alkohol genommen hat, lässt mich meine Fäuste ballen und die Augen verengen!
Das bedeutet Krieg!
Bereit zu allem schlüpfe ich vom Hocker, nur um im letzten Moment mit einem beherzten Griff zu verhindern, dass ich auf die Nase falle, und taumle auf ihn zu. Dabei fühle ich mich ein wenig wie ein Zombie, als wäre ein Bein zu kurz und das andere zu lang und irgendwie sind meine Knie auch ganz wabblig. Trotzdem humple ich tapfer weiter und schere mich nicht darum, wie ich auf andere wirke.
Dem werde ich zeigen, mit wem er sich gerade angelegt hat!
Kapitel 2
Und wie ich es ihm zeige!
Kommentarlos stelle ich mich direkt vor ihn.
Gerade in dem Moment, als er seinen Drink hebt und an seinen zugegeben ziemlich schönen Mund führt – aber Schönheit ist hier ja nichts Außergewöhnliches –, schnappe ich mir sein Glas direkt aus seiner Hand und schütte es mir mit einem Ruck in den Rachen!
Es ist Whiskey oder etwas anderes Hochprozentiges und meine Kehle brennt sofort lichterloh. So hartes Zeug bin ich einfach nicht gewöhnt. Eigentlich wollte ich ihn dann noch ganz cool anlächeln und davonmarschieren, stattdessen fange ich an, wie eine Verrückte zu husten.
Verdammt!
Kann nicht einmal etwas NICHT schiefgehen in meinem Leben?
Zuerst ist er damit beschäftigt, mich absolut baff anzustarren – allein der Ausdruck war diese Aktion wert –, doch dann reißt ihn einer seiner Gockel-Freunde aus der Starre, indem er ihm seinen Ellbogen in die Seite rammt und verhalten fragt: »Ähm … solltest du ihr nicht auf den Rücken klopfen, bevor sie umkippt?«
Er verdreht die Augen, schmunzelt boshaft, verschränkt die Arme und lehnt sich entspannt zurück, als wäre er im Kino! »Wieso?«
WAS FÜR EIN ARSCH!
Der Ellbogen-Spießer erbarmt sich schließlich, steht auf und übernimmt es an seiner statt. Gleichzeitig bestellt er ein Glas Wasser. Dann nimmt er mich an den Schultern und drückt mich auf seinen Stuhl, während ich nun damit kämpfe, dass das Husten nicht ins Würgen übergeht und Tränen meine Wangen hinablaufen. DAS IST SO PEINLICH!
Am liebsten würde ich im Erdboden versinken! Und als wäre das noch nicht genug, beugt sich der Arsch über den Tisch direkt zu mir, sieht er mir tief in die Augen und grinst mich teuflisch an.
»Siehst du … das passiert, wenn kleine Mädchen mit den Großen spielen wollen.« Seine Stimme ist wie flüssiges Feuer, das mich sofort in Brand setzt.
In diesem glorreichen Moment stellt der Kellner das Glas Wasser zwischen uns auf den Tisch, welches ich reflexartig ergreife und ihm den kompletten Inhalt ins Gesicht schütte. Wieder ist sein Ausdruck Gold wert, und ich erhebe mich – nun selber breit grinsend.
»Und das passiert, wenn man ein Idiot ist!« Somit drehe ich mich um und … marschiere davon … taumelnd … und stolpernd. Aber mit erhobenem Kopf!
***
ER
Was für ein mutiges, kleines Miststück!
Dieses Feuer in ihren dunklen Augen!
Wenn sich ein Lamm derart mit einem Löwen anlegt, dann muss es mehr zu bieten haben, als es den Anschein macht, oder total wahnsinnig sein! Aber vielleicht ist sie auch selber eine Löwin …
Das geht mir spontan durch den Kopf, als sie absolut besoffen davonwankt und um die Ecke biegt. Ich checke nicht mal ihren Arsch ab oder andere körperliche Attribute, die bei einer Frau von Bedeutung sind. Da existiert nur dieser eine Gedanke in mir. Wild und ungezügelt. Rau und … alles einnehmend.
Sie soll nicht nur mir gehören! Oh nein! Dieses Miststück soll darum BETTELN, mir gehören zu DÜRFEN!
Ich weiß nicht, wer sie ist, woher sie kommt oder ob sie rein visuell meinen Ansprüchen genügt, aber eins ist klar: So etwas lasse ich mir nicht bieten!
Von keiner!
Niemals!
Also erhebe ich mich kurzerhand, ohne mich um das Wasser zu kümmern, das aus meinem Haar auf meine Schultern tropft und über mein Gesicht rinnt, und … stapfe ihr hinterher. Die Hände zu Fäusten geballt. Nur ein Ziel vor Augen. Ihre Unterwerfung!
***
Als ich um die Ecke biege, sehe ich gerade noch, wie sich die Türen von einem der drei Aufzüge hinter ihr schließen, aber nichts da. Mit einem Sprung überbrücke ich die Distanz und kann gerade noch meinen Fuß in den Spalt schieben. Die Türen gleiten wieder auf und riesige braune, verängstigte Augen starren mich schockiert an.
Ich grinse mein Verführergrinsen und schiebe mich zu ihr in den verspiegelten Raum. Sie drängt sich mit dem Rücken an die Wand, als ich an ihr vorbeigreife, meine Karte in den vorgesehenen Schlitz stecke, und mein Stockwerk auswähle. Dann drücke ich auf den Knopf, damit die Türen umgehend zugleiten, ehe andere Hotelgäste in unseren Aufzug steigen können, und wende mich ihr zu.
Mit einem »So!« stütze ich den Arm neben ihr an der Wand ab und dränge sie somit in die Ecke – nicht nur bildlich gesprochen.
Jetzt im Moment ist das Feuer etwas kleiner, etwas verhaltener, weil sie so schockiert ist, dass ich ihr gefolgt bin, doch sie wird sich schon bald erholen und für den nächsten Knaller sorgen. Dem muss ich vorbeugen und ihr erfolgreich den Kopf verdrehen, so wie jeder anderen Frau, die meinen Weg kreuzt!
»Du meinst also, ich bin ein Idiot? Dann frage ich mich, ob ein Idiot das hier kann!« Mit diesen Worten packe ich mit einer Hand ihr Gesicht, drücke sie ruckartig mit meinem Körper in die Ecke, sodass sie sich nicht mehr rühren kann und … küsse sie!
Kapitel 3SIE
WAS BILDET DER SICH EIN?
Das ist mein erster Gedanke, als sich seine Lippen erbarmungslos auf meine legen.
DIE SIND ABER WEICH!
Ist mein zweiter!
ABER ER IST HART!
Ist mein letzter …
Dann verabschiedet sich mein Gehirn, denn ich stöhne auf, und mit diesem Stöhnen öffnet sich mein Mund. Sobald das geschieht, berührt seine Zunge meine. Seine seidig weiche, süße Zunge und dann … stellt er Dinge mit meinem Mund an, die mich an Sex erinnern – an harten, tabulosen, versauten Sex. Nicht dass ich solchen schon mal selber in der Art genossen hätte, aber ich weiß aus etlichen Erotikromanen, die ich an einsamen Abenden verschlungen habe, wovon ich rede. Und das hier … ist besser als jeder Roman! Eindeutig!
Alle Männer vor ihm waren absolute Kussstümper! Das wird mir nun klar … und meinem Körper auch, der schon so lange auf kaltem Entzug ist, dass er eigentlich nicht mehr wissen sollte, was als Nächstes zu tun ist. Er weiß es aber … sehr wohl!
Ein Bein hebt sich ganz von alleine und schlingt sich um seine Hüfte, sofort reibe ich mich an der harten Delle in seiner Hose, was ihm ein verwundertes Stöhnen entlockt und mich nur noch mehr anheizt.
Ich schwöre, ich bin bereits kurz davor zu kommen, doch gleichzeitig … erhebt sich plötzlich mein Mageninhalt aus einem mysteriösen Grund und … ich kann ihn gerade noch von mir stoßen, bevor der gesamte Alkohol des Abends mit einem unliebsamen Platschen neben uns auf dem Teppichboden des Aufzugs landet.
ER
»Verdammte Scheiße!«, fluche ich total angewidert, während ich angeekelt auf das Desaster vor mir blicke. Sie auf Knien, im Grunde so, wie ich sie gern möchte, nur leider am Würgen. Mir kommt die Galle hoch und verzweifelt schlage ich auf irgendwelche Knöpfe ein, um diesem Horror zu entrinnen, doch es gibt kein Entkommen, zumindest nicht in den nächsten Sekunden. Kalter Schweiß bricht mir aus allen Poren; vehement versuche ich durch den Mund zu atmen und kämpfe gegen den Drang, mir die Ohren zuzuhalten. Ich kann so etwas einfach nicht ertragen – zumindest, wenn es sich um eine fremde Person handelt!
Bevor die Türen des Aufzugs mit einem erleichternden PLING aufgehen können, ist sie schon fertig und lehnt sich abgekämpft nach hinten an die Wand.
Und dann lacht sie!
»Siehst du! Du bist nicht nur ein Idiot, sondern auch zum Kotzen!«
Im nächsten Moment schluchzt sie plötzlich auf, schlägt die Hände vors Gesicht und rührt sich nicht, bis wir in der richtigen Etage ankommen. Es macht PLING! Endlich! Die Türen gleiten auf und ich … stehe da und starre auf die nun schluchzende, winzige Frau hinab, die mir gerade mein Hirn aus dem Schädel geküsst hat. Und egal, wie sehr ich es versuche, ich kann mich nicht dazu bringen, sie in diesem Zustand allein zurückzulassen. Selbst ich bin nicht so ein Arschloch, und so seufze ich schließlich, gehe vor ihr in die Hocke und weiß, ich werde es bereuen, als ich sie auf meine Arme hebe. Natürlich passe ich dabei tierisch auf, um ja nicht etwas von ihrem Mageninhalt zu berühren, der immer penetranter stinkt.
Sie ist total hinüber, schluchzt und schnieft und rotzt mein Armani-Hemd voll, klammert sich aber an mir fest und lässt zu, dass ich mit ihr mein Penthouse betrete.
»Es is alles so scheiße!«, lallt sie, während ich mir die Schuhe abstreife und in mein Gästezimmer marschiere. »Ich hab kein Geld, keine Freunde, nur meine Schwesta und imma … passiern mir die … peinlichst’n … Sach’n … Wieso immer ich?«, jammert sie weiter und ich verdrehe die Augen.
Statt einer Antwort, die ihr sicher nicht gefallen würde, lasse ich sie unsanft auf einen Sessel plumpsen und will in mein Schlafzimmer verschwinden. Hauptsache weg von diesem Kotzgeruch!
Doch sie packt plötzlich meine Hand und hält mich auf, klammert sich daran fest, als würde es um ihr Leben gehen. Ratlos stehe ich vor der weinenden, kleinen Löwin, die plötzlich jeglicher Mumm verlassen hat und nun wie ein begossener Pudel wirkt – einer mit Kotzspritzern. »Wieso … kann ich nich einfach … normal … sein?« Mit ehrlicher Verzweiflung im Blick sieht sie zu mir auf und fordert tatsächlich eine Antwort.
Während ich ihr Gesicht betrachte, bemerke ich es das erste Mal: Sie ist schön. Eben WEIL sie nicht dem gängigen Bild entspricht!
Dafür sind ihre Lippen zu schmal, ihre Nase zu krumm und ihre Augenbrauen einen Tick zu dick. Aber ihre Haare sind fest, glänzend, mit leichten Wellen und naturfarben dunkelbraun – andere Frauen würden für solches Haar sicher töten. Ihre Wangenknochen sind hoch, obwohl sie durch die tomatenrote Färbung im Moment nicht gerade edel wirken. Ihre Augen sind groß und unschuldig, rein und offen. Die Iris schimmert in dem appetitlichsten Honigbraun – eine wirklich seltene Farbe! Und ihr Auftreten vorhin war tatsächlich alles andere als normal.
Sie hat es geschafft, mich innerhalb von Minuten zur Weißglut zu treiben – das gelingt nur den wenigsten – und mich sofort damit gefesselt. Ob ich wollte oder nicht.
Diese Frau entspricht dem völligen Gegenteil von dem, was ich brauche! Aber vielleicht ist es an der Zeit, neue Wege zu beschreiten.
Sie hat die Angewohnheit, ihre Krallen rauszufahren. Schön, dann werde ich eben Dompteur.
Mit wilden Löwen ist es umso vieles aufregender als mit zahmen, abgerichteten Lämmern.
Allein der Gedanke fühlt sich aufregend an, so aufregend wie schon lange nichts mehr …
Was eigentlich als Wette angefangen hat, entwickelt sich in rapider Geschwindigkeit zu etwas ganz anderem.
Ja, das tun wir jeden Abend. Wir sitzen in diesem Hotel, in dieser Bar, und der Arsch des Abends bekommt von den anderen die Vorgabe, welche Tussi er abschleppen soll. Je schlimmer, desto besser! Uns ist eben langweilig! Dieses Mal war ich an der Reihe und meine Begleiter zeigten sofort auf sie.
Mein Glück, das ihnen entging, was in diesen grauenhaften Klamotten steckt. Allein ihr Kuss deutete an, was sie draufhat!
Alles Weitere will ich liebend gern auch erfahren, diese Lippen noch an ganz anderen Körperteilen spüren, aber nur wenn sie verdammt noch mal nicht nach Kotze stinkt!
Ich werde sie waschen. Und danach kann ich sie in aller Ruhe vögeln – die ganze Nacht.
Also zucke ich mit den Schultern und erinnere mich an ihre Frage. »Normal ist keiner.«
Kurzerhand bücke ich mich und ziehe sie auf die Füße. Mit einem Quietschen knallt sie mit voller Wucht gegen meinen Körper. Sie ist wirklich total wacklig auf den Beinen, und ich überwinde mich erneut und hebe sie auf meine Arme. Dort hängt sie wie ein Sack Kartoffeln, aber nicht mehr heulend, sondern kichernd.
»HUI!« Wild fuchtelt sie mit den Armen und tut so, als würde sie fliegen, während ich so schnell wie möglich losgehe. Etwas zu schnell! Ihr Kopf knallt gegen einen Schrank, und ich zucke zusammen. »Woahhhhh …!«, ruft sie und fasst sich an die Stirn. Sie ist also nicht tot.
»Jetzt … is mir wieda schlecht!«, beschwert sie sich und ich bin versucht, sie kurzzeitig ganz K.O. zu setzen. Das tue ich natürlich nicht, sondern renne los. Ich achte darauf, dass sie sich nirgendwo erneut anschlägt, auch nicht am Türrahmen, als ich das Bad stürme und sie gerade so vor dem Klo platzieren kann. Sie wankt gefährlich, aber trifft, und ich flüchte aus dem Raum, um ein paar Pfefferminzbonbons zu organisieren.
Als das epische Gewürge vorbei ist und Ruhe über Manhattan einkehrt, linse ich vorsichtig durch den Spalt. Sie hängt nach wie vor über der Kloschüssel und atmet langsam ein und aus. Außerdem schnarcht sie! Verdammt!
Jetzt ist sie auch noch eingepennt!
Murrend und motzend stapfe ich zur ihr und spüle als Allererstes diesen widerlichen Gestank weg. Als Nächstes reiße ich das Fenster auf und versprühe eine gute Portion Raumspray.
Erst dann tippe ich sie mit dem Fuß an. »Hey!« Sie regt sich nicht, weshalb ich seufzend vor ihr in die Hocke gehe, ihr das feuchte Haar aus dem verschwitzten Gesicht streiche, und hauche: »Aufwachen, Dornröschen, wir müssen noch ficken!« Sie schlägt verschlafen mit der Hand nach mir.
»Geh weg! Noch fünf Minut’n!«
Nichts da!
Ich bin ein Mann mit einer Mission und von der wird mich ein bisschen Rumkotzerei nicht abhalten!
Entschlossen greife ich nach dem sauberen Glas am Waschbecken, fülle es mit kaltem Wasser und schütte es ihr ins Gesicht.
Sie schreckt sofort auf. »NICHT SCHON WIEDER DER PINGUIN!«, schreit sie total zusammenhanglos, ich hebe sie aber schon an den Oberarmen auf die Toilette und drücke sie gegen die Wand, damit sie nicht umfällt.
»Ich geb dir gleich Pinguin!«, murmle ich und stopfe ihr zwei von den Minzdingern in den Mund. Sie lutscht brav mit einem »Mhhmmmm«, während ich mich bereits darauf konzentriere, sie schnell und effizient zu entkleiden. Eine meiner Königsdisziplinen, und in diesem Fall wirklich angebracht, es schnell zu tun. Nur nicht hinsehen, lautet die Devise! Wie bei über sechzig Jährigen am Strand.
Ich kann allerdings nicht ignorieren, dass ihre Unterwäsche aus exquisitem Stoff besteht.
Als die Verpackung entfernt ist und sie schwankend und mit geröteten Wangen vor mir steht, verschlägt es mir die Sprache.
Nicht nur ihr Blick ist rein und unverbraucht, auch ihr Körper. Absolut natürlich, dennoch makellos, mit weiblichen, aber nicht zu ausschweifenden Rundungen an genau den richtigen Stellen und von hektischen roten Flecken überzogen. Ich liebe es, ihre Reaktionen auf meinen Blick so direkt beobachten zu können. Sie könnte ihre Erregung nicht einmal im Traum vor mir verstecken. Wetten, dass rote Striemen auf diesem Kunstwerk absolut genial aussehen würden … Ich sehe sie bereits vor mir … an ihren runden Brüsten mit den rosa empfindlichen Nippeln … an ihrem Bauch, aber vor allem auf ihren Oberschenkeln und einem Hintern, welcher der Vorderseite sicher in nichts nachsteht. Aber natürlich muss ich das erst überprüfen. Ausgiebig.
Das Gefühl, sie besitzen zu wollen, wird immer stärker und erschreckt mich in seiner Intensität. Ich kann kaum atmen, möchte sie sofort an mich reißen und ihr zeigen, wem sie gehört. Aber das geht nicht.
Erstens: die Kotze.
Zweitens: Sie hat einen Busch und der ist dichter als jede verdammte Hecke!
Den gilt es vor allen weiteren Maßnahmen zu beseitigen, also kommandiere ich mit einem strengen Blick: »Sitz!«, und gehe zur Badewanne, wo ich Wasser einlaufen lasse und etwas Öl hineinträufle. Sie setzt sich tatsächlich auf die Toilette, lehnt ihren Kopf an die Wand und … fängt dann in Zeitlupe an herunterzurutschen!
Verdammt!
Sofort bin ich wieder bei ihr und hebe sie hoch, lege die paar Schritte zur Wanne zurück und lasse sie vorsichtig in das Wasser gleiten. Sie seufzt wohlig und lächelt, entspannt sich so sehr, dass ich es nicht wage, meine Arme wegzuziehen. Die Wanne ist für mindestens zwei Personen gedacht, sie würde gnadenlos absaufen ohne Rettungsanker, so sehr entspannt sie sich.
»Braves Mädchen …«, wispere ich und beobachte verträumt ihr schönes Gesicht.
Mindestens eine kleine Ewigkeit lang.
Als mir aufgeht, was ich da tue, lasse ich meinen Blick über ihren Körper schweifen und stöhne verhalten, während es in meiner Hose zuckt. Mit einiger Willenskraft besinne ich mich auf meine eigentliche Aufgabe, halte sie mit einer Hand und wasche mit der anderen ihren Körper. Sie seufzt dabei auch noch lüstern und drängt sich meinen Fingern entgegen. Ihre Haut ist so weich und seidig und glitschig, dass es an Folter grenzt, sie zu säubern, ohne in meine Hose zu kommen.
Ich schaffe es!
Knapp …
Als dieser widerliche Geruch nicht mehr an ihr haftet und sie stattdessen frisch duftet – inklusive ihrer Haare –, hebe ich sie aus der Wanne. Sie spielt währenddessen immer noch die Entspannte und lässt sich völlig hängen. Mit einer Hand drücke ich sie an mich – dass meine Kleidung nass wird, ist dabei zweitrangig –, mit der anderen zerre ich zwei Handtücher aus dem Regal und klemme sie mir zwischen die Zähne.
Dann hebe ich sie wieder hoch und trage sie zum Bett. Mit einigem Geschick platziere ich ein Handtuch unter ihr, denn ich hasse nasse Bettlaken, mit dem anderen trockne ich sie ab … während sie genüsslich aufstöhnt. Feuchtigkeit glitzert einladend zwischen ihren Beinen und ihre Hände verkrallen sich in den Laken.
Der Schweiß rinnt mir bereits über den Körper, aber ich muss sie erst rasieren. Ich bin froh über die Selbstbeherrschung, die ich mir mit all den Frauen vor ihr aneignen konnte.
»Ruhig, Baby …«, wispere ich und lasse sie kurz zurück, um eine Schüssel Wasser und meinen Rasierer zu holen. Allerdings verzichte ich auf den Rasierschaum, der würde nur das Bett ruinieren und ihren natürlichen Geruch überdecken. »Beweg dich nicht, sonst binde ich dich fest!«, fordere ich. Sie gehorcht jedoch nicht, und das ist mir zu heikel. Auf keinen Fall darf ich diese perfekte Haut verletzen!
Weswegen ich kurzerhand aufstehe und zu meinem schwarzen Schrank gehe.
»Ich habe dich gewarnt!«, murmle ich düster und befestige ihr langes, Gott sei Dank rasiertes Bein in der Schelle, die durch eine Kette am Bettpfosten verbunden ist. Die Kette ist dort immer, genau genommen gibt es eine an jedem Bettpfosten. Es existiert auch ein Himmelbett, nur nicht aus Stoff, sondern aus Gitter, an dem ich gewisse Fesselungsutensilien befestigen kann. Und obwohl es eher wie das Bett eines Teufels wirkt, nehmen alle an, sie hätten es mit Gott zu tun, wenn sie sich in diesem befinden.
So wird es ihr auch gehen … wenn sie noch so lange wach bleibt.
Etwas Gutes hat ihr ständiges Wegnicken, sie stört mich nicht weiter während der penibelsten Rasur, die ich jemals in meinem Leben vorgenommen habe. Genüsslich schmatzend schlummert sie vor sich hin, und schon bald bietet sich mir das schönste Bild, welches ich jemals gesehen habe. Ihre blank rasierte Vagina.
Ich möchte mich vorbeugen und mein Gesicht darin vergraben, dann will ich diese schimmernde Feuchtigkeit genüsslich von jedem Zentimeter dieser süßen Haut lecken, bevor ich meinen Schwanz an ihr reibe und … Stopp! Zurückspulen … So weit sind wir noch nicht. Noch lange nicht.
Erst … wird sie betteln.
Ich mache ihre Beine wieder los, weil ich sie so wehrhaft haben will wie da unten an der Bar, stehe auf und entkleide mich.
Dann lege ich mich neben sie auf das Bett, streiche ihr mit dem Handrücken über die Wange und murmle: »Nein, normal bist du wirklich nicht …«, bevor ich weiter hinabgleite, über ihren Hals, das zarte Schlüsselbein und zwischen ihren Brüsten entlang.
Sie regt sich, stöhnt leise, ihre Lider flattern, aber sie offenbart mir nicht das Feuer in ihren Augen. Sie bleiben geschlossen und trotzdem streckt sie mir ihre Hüften entgegen und hebt sie leicht nach oben, als ich an ihrem Bauch hinabgleite … bis zu ihrem Venushügel.
Mit zusammengebissenen Zähnen fixiere ich ihr Gesicht, und so bemerke ich natürlich genau ihr erzürntes Stirnrunzeln, als ich im letzten Moment abdrehe und meine Hand wieder nach oben wandern lasse – diesmal zu ihren Brüsten, was ihre aufkeimende Wut etwas besänftigt und sie leise aufstöhnen lässt. Dabei windet sie sich ein wenig, lässt sich völlig gehen und genießt meine trägen Bewegungen. Sie ist so unsagbar erotisch …
Aus einem Impuls heraus, der mich auch schon vorhin im Fahrstuhl überfiel, beuge ich mich vor und küsse sie. Sanft … und vorsichtig. Nicht so wie sonst …
Sie seufzt wieder, als wäre sie tatsächlich im Himmel und reagiert hauchzart auf meine Lippen. Langsam weckt sie der Kuss aus ihrer Trance, immer gieriger werden ihre Zunge und ihre Laute … bis sie sich plötzlich auf mich rollt und ihre Hände tief in meinen Haaren vergräbt!
WOW!
Mit einem Mal sitzt sie auf mir, hat die Oberhand und küsst mir das Hirn aus dem Kopf.
Ich weiß nicht mehr, wo unten und oben ist, und kann nur noch hinnehmen, wie ihre Hand gierig über meinen Körper gleitet. Laut stöhnend umfasst sie meinen steinharten Penis und positioniert sich dann direkt darüber.
Sie muss mich nicht anketten, ich kann mich das erste Mal im Leben nicht gegen eine Frau wehren oder sie gar kontrollieren, als sie mit meiner Spitze über ihren feuchten Eingang streicht. Ihr Blick hängt dabei in meinem Gesicht, ist verschleiert, aber nicht vor Müdigkeit oder Alkohol, sondern vor Lust.
In Zeitlupe lässt sie sich herab, beißt sich dabei auf die Unterlippe und runzelt die Stirn, während wir beide den Atem anhalten.
Ich bin mir sicher, jeden Moment in einem gigantischen Orgasmus zu explodieren und muss die Augen schließen, um mich davon abzulenken. Der Ausdruck in ihrem Gesicht allein würde mir sonst den Rest geben. Verzweifelt balle ich die Hände zu Fäusten, um sie gewähren zu lassen, und es gelingt mir. Nach den quälendsten Sekunden in meinem Leben bin ich in ihr – bis zum Anschlag.
Einige Sekunden bewegt sie sich nicht.
Dann legt sie los … und beginnt, ihre Hüften mit einem weiteren Stöhnen, das mich fast explodieren lässt, zu kreisen. Ihre Hände gleiten wie von Sinnen über ihren Körper, über diese festen Brüste, in ihre Haare und wieder zurück.
Ich bin völlig hin und weg, kann sie nur anstarren.
Und mich davon abhalten zu kommen.
Im Gegensatz zu ihr!
Sie kommt! Und wie!
Mit einem sehr passenden »Oh Gott!« beugt sie sich mit einem Mal vor und küsst mich, absolut reglos verharrend. Ich fühle, wie sich ihre Muskeln ruckartig um mich herum zusammenziehen und bin mir sicher, jeden Moment vor Leidenschaft ohnmächtig zu werden, schaffe es aber, mich zusammenzureißen. Denn ich darf unter keinen verdammten Umständen in ihr kommen! Allein schon, dass ich vergessen habe, einen Gummi zu benutzen, ist ein Desaster, aber dann auch noch meine kostbaren Gene in ihr zu verewigen, könnte meinen Untergang bedeuten.
Also halte ich mich nun WIRKLICH mit allem, was ich habe, zurück.
Sobald sie fertig ist, werde ich sie dazu bringen, dass sie es mit diesem wunderbaren Mund beendet, doch aus dem Plan wird nichts. Denn sofort danach sackt sie völlig leblos auf mir zusammen und … schnarcht mir ins Ohr!
Augen verdrehend liege ich unter ihr und kämpfe noch ein bisschen damit, nicht bei der kleinsten Bewegung zu detonieren. Währenddessen kuschelt sie sich enger an mich und schmatzt an meinem Hals genüsslich vor sich hin.
Ich möchte sie von mir schieben, stattdessen schließen sich meine Arme um sie.
Sie riecht köstlich und fühlt sich noch köstlicher an. Besonders, als sie sich vertrauensvoll an mich schmiegt. Noch nie hat eine so nah bei mir geschlafen und ich hätte niemals gedacht, dass es mir gefallen könnte. Aber das tut es, sie ist so warm und weich und duftend ...
Jetzt gehört sie mir! Wie noch keine zuvor.
Doch nicht einmal das gönnt sie mir!
Plötzlich nuschelt sie ein verschlafenes »Danke!«, küsst meinen Hals und rollt sich von mir runter. Als Nächstes dreht sie mir den Rücken zu und pennt weiter. Seelenruhig.
Und ich liege sprachlos da und kann sie nur anstarren.
Das oder ich schreie.
Kapitel 4
Sie
Hier riecht es schrecklich. Nach irgendwelchen Lufterfrischern – süß und chemisch. Außerdem ist es zu hell und … zu warm! Besonders in meinem Rücken. Etwas Schweres liegt auch noch auf meiner Hüfte … auf meiner nackten Hüfte!
Und hinter mir … ist … irgendwas … NACKTES!
Mit einem Ruck reiße ich die Augen auf und fühle mich prompt in einen Horrorfilm versetzt, denn ich bin nicht allein in diesem Bett!
Irgendwer ist noch hier!
Jetzt ist es passiert! Das erste Mal in meinem Leben war ich betrunken und schon hat mich jemand abgeschleppt! Sicher einer dieser fetten Anzugträger! Oder irgendein korrupter Politiker! Oh Gott!
Doch als ich nach unten blicke, bin ich erst einmal beruhigt. Der Arm, der auf meiner Hüfte liegt, ist tätowiert – irgendwelche Tribals –, außerdem sehnig … muskulös und braun gebrannt.
Genau betrachtet sieht er verdammt gut aus!
Also kann ich den fetten Politiker schon mal aus meinem Kopf streichen … Doch als stechend grüne Augen in meinen Erinnerungen aufblitzen, wird das Horrorszenario erst richtig perfekt!
Es ist ER.
Ich weiß es ganz genau, ohne dass ich mich wirklich an gestern Abend erinnern kann!
Aber je mehr ich es versuche, umso mehr Erinnerungsfetzen foltern meinen Geist und mir wird immer übler … Kotze im Aufzug … Geheule … seine perfekt manikürten, aber dennoch männlichen, Hände auf mir … ganz viele Pinguine … eine riesige Traum-Badewanne … seine Lippen auf meinen … das Kratzen seines Dreitagebartes, meine Fingernägel, die sich in seine muskulöse Brust krallen und … er in mir. Tief und unnachgiebig. Sein perfekter harter Körper, schweißglänzende Muskeln, sein erregendes Stöhnen, und vor allem: dieser Blick … und die Pinguine!
Ich frage mich, was die in meinen Erinnerungen zu suchen haben.
Auf jeden Fall ist eins vollkommen klar:
Ich muss ihn angekotzt haben, dann hat er mich in dieses Zimmer mitgenommen und den Rest habe ich geträumt.
Denn das ist GENAU der Stoff aus meinen Romanen. So etwas KANN in Wirklichkeit NICHT passieren! So gut aussehende Männer und solch atemberaubenden Sex GIBT ES NICHT! Und doch befürchte ich, dass es wahr ist.
Ich hab mich zur Volldeppin gemacht – zur absoluten!
Und das nur nach einer Nacht in diesem verdammten Hotel!
Glückwunsch Liz, das hast du ja toll hingekriegt, und jetzt schau, dass du abhaust, aber schnell, und ohne ihn zu wecken!
Es wäre einfach zu peinlich, ihm noch einmal in die Augen sehen zu müssen! Diesen Spott zu ertragen!
Also hebe ich in Zeitlupe den zweideutig heißen Arm und bewege meine Hüften millimeterweit von ihm weg. Sofort löst er sich ruppig aus meinem Griff, umfängt meinen Bauch und zieht mich bestimmend zurück – umklammert mich wie ein gemütliches Kissen.
»Keine Chance, Baby …«, murmelt er auch noch verschlafen und vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken, was ziemlich kitzelt.
Super …
Ich mag es ja echt gern, arroganten, nackten Ärschen als Kissenersatz zu dienen!
Wenn er die sanfte Variante nicht will, dann bekommt er eben die andere!
»GEHT’S NOCH!« Wild winde ich mich aus seinen Armen und springe auf die Beine.
Mir ist klar, dass ich total nackt bin, also suche ich etwas, womit ich meine Blöße bedecken kann. Mein Blick fällt auf ein perfekt drapiertes Kissen auf einem Sessel neben dem Bett, was ich mir sofort schnappe, um es vor mich zu halten. Leider mit mäßigem Erfolg.
Denn sobald er aufgehört hat, sich angestrengt stöhnend über das Gesicht zu reiben, richtet er sich mit einem »Was soll das?« auf den Ellbogen und will gerade noch etwas hinzufügen, als sein Blick über meinen Körper schweift und er abrupt verstummt. Stattdessen entkommt ihm ein herzhaftes »FUCK, bist du heiß!«
Dann lässt er sich zurück in die Kissen fallen und wirft einen Arm über die Augen. »Entweder du kommst jetzt sofort zurück in dieses Bett und lässt dich diesmal ordentlich von mir vögeln oder du ziehst dich an und wir frühstücken! Ich hab verdammten Hunger! Auf das eine oder das andere!«, knurrt er.
»Oh, wie nett, der Herr lässt mir eine Wahl. Und was heißt hier überhaupt diesmal?« Ein Grinsen huscht über seine Züge – ein teuflisches – und er stützt sich erneut auf den Ellbogen, von der Morgensonne angestrahlt, mit Tätowierungen und Muskeln, die Decke bis zu seinen Hüften und diesem V herabgerutscht. Oh Himmel …
»Was denkst du denn, was du die Nacht in diesem Bett gemacht hast, Baby?«
»Babyn Sie mich nicht!«
Er ignoriert meinen Einwand. »Du hast mich geritten wie noch keine zuvor, und jetzt gilt es, mich zu revanchieren, das ist nur fair!«
»Sie haben Sie doch nicht mehr alle!« Wild schweift mein Blick umher, während ich versuche, von seinen Lügen nicht heiß zu werden. Was allerdings gar nicht so leicht ist. Nirgendwo existiert hier Kleidung, aber splitterfasernackt kann ich mich unmöglich aus diesem Zimmer wagen!
»Du hast sie nicht mehr alle, wenn du denkst, ich lasse dich gehen!«
Ich lache grell auf. »Was? Wollen Sie mich jagen?«
Sein Blick verdunkelt sich sofort. »Wenn es nötig ist.« Und seine Stimme hat sämtliches Verspielte verloren, ist nun genauso dunkel wie seine Ausstrahlung. Meine Kehle wird trocken.
Dieser Mann ist wahnsinnig! Aber er ist ja auch ein reicher Schnösel! Da gehört das zur Grundausstattung!
»Jetzt hören Sie mir mal zu!« Ich versuche trotz meiner Nacktheit, die kaum durch das winzige Kissen kaschiert wird, autoritär zu klingen. »Wenn Sie mich jetzt nicht gehen lassen, werde ich Sie anzeigen!«
»Aufgrund welches Vergehens?« Das fragt der noch?! Der Typ muss ECHT irre sein! In dem Moment fallen mir auch die Fesseln am Bett auf … und … sind das Peitschen an der Wand? Ebenso wie die anderen Einrichtungsgegenstände, die eindeutig NICHT in ein normales Schlafzimmer gehören.
»Sie sind ja total pervers!«, rufe ich aus, als ich die Gesamtlage endlich erfasst habe, aber er hat nichts Besseres zu tun, als zu lachen – leise und anziehend.
»Manche nennen es pervers, andere kreativ! Auf jeden Fall hat dir meine Perversität gestern allzu gut gefallen!« Ich versuche einen Schwall Blut daran zu hindern, meine Wangen zu fluten, aber versage. Langsam glaube ich, dass es vielleicht doch kein Traum war, was DAS HIER, die Realität, zu einem wahren Albtraum macht! WENN wir gestern wirklich Sex hatten oder so was Ähnliches … DANN ist das absolut unverzeihlich.
»WENN mir gestern etwas gut gefallen haben SOLLTE, DANN nur, weil ich völlig betrunken war und neben mir stand! Und Sie haben diesen hilflosen Umstand schamlos ausgenutzt!« Die Tragweite dessen, was er somit getan haben KÖNNTE, ist unglaublich!
»Jetzt wirfst du mir sicher gleich vor, dass ich für diesen Zustand verantwortlich war, wenn du dich weiter so belügst! Aber ich will dir mal eins verraten: Du warst gestern GEIL auf mich, weil ich dich absolut heißmache – in welchem Zustand auch immer!« Wieder entkommt mir ein humorloses Lachen, doch es hört sich etwas hysterisch an. Er zeigt zwischen meine Beine. »Und was ist dann das? Du bist auch jetzt völlig feucht, allein wenn du mich ansiehst!«
Mein Blick gleitet nach unten, und erst jetzt bemerke ich es. In dem ganzen Trubel ist mir das überhaupt nicht aufgefallen. »SIE HABEN MICH RASIERT!«
»Klar! Ich mag keine Schamhaare im Mund!«
DAS IST DIE HÖHE!
Und wirklich höchste Zeit von hier zu verschwinden, andernfalls werde ich zur Mörderin.
Ohne ihn vorzuwarnen, stürme ich drauflos, direkt ins Bad, auf der Suche nach einem Bademantel, und ich werde fündig. Wie verrückt reiße ich ihn vom Haken und laufe weiter. Wahllos öffne ich die erstbeste Tür und sehe mich in dem edlen, kühlen Raum um. Eindeutig ein weiteres Schlafzimmer. Ich fühle mich wie in einem Labyrinth eingesperrt und stürme wild fluchend weiter.
Er lacht nur und liegt immer noch völlig entspannt im Bett, einen Arm unter dem Kopf, als ich die nächste Tür aufreiße und dort ein riesiges Wohnzimmer inklusive Luxusküchennische ausmache.
Während ich in den Bademantel schlüpfe und ihn schließe, durchquere ich das Wohnzimmer und finde mich in einem ausladenden Flur mit geschlossenen Aufzugtüren wieder. Mit meinem Zeigefinger drücke ich auf den Knopf ein, als wollte ich ihn erstechen, drehe mich immer wieder nach ihm um, weil er vielleicht hinter mir herkommen könnte, aber er kommt nicht … genauso wenig wie der Aufzug.
Nicht einmal ein Lämpchen leuchtet auf.
»Du brauchst meine Karte, um den Fahrstuhl zu benutzen. Dies ist eine spezielle Etage«, informiert er mich locker und seine Stimme kommt näher. Eindeutig. Dabei fühle ich mich, als würde ich einsam und verlassen im Meer schwimmen und sich mir ein weißer Hai nähern.
Lässig kommt er in den angrenzenden riesigen und völlig verglasten Wohnraum geschlendert, vor dem sich eine imposante Skyline ausbreitet – völlig nackt!
Ich hebe schnell eine Hand vor die Augen, während er in die Küche weitergeht und somit aus meinem Sichtfeld verschwindet. Irgendetwas klappert und summt dann. Kaffeebohnen werden gemahlen ... Das Geräusch kenne ich, denn es ist eines meiner liebsten überhaupt.
»Willst du Eier und Bacon?«
Kopfschüttelnd überlege ich, wie ich diesem Irrsinn entkommen kann, bin mir aber sicher, dass es nur diese eine Fluchtmöglichkeit und eine Karte gibt, die überall sein kann. Ich bin tatsächlich mit diesem irren Nudisten eingesperrt!
Und als hätte ich nicht schon genug Probleme, sticht es auch noch unentwegt in meinem Kopf. Der nächste Schmerz ist so stark, dass ich davon aufstöhne und mir an die Stirn fassen muss. Ich werde nie, nie wieder in meinem Leben auch nur einen Schluck Alkohol anrühren, und das ist zur Abwechslung mal nicht nur eine leere Phrase, wie sie der Großteil mit einem Kater von sich gibt, sondern ich meine es todernst.
»Ich will keine verdammten Eier, ich will ein Aspirin!«, brumme ich also und erschrecke mich, als er ruft:
»Dann komm her und hol es dir!« Ich dachte, er hätte mich nicht gehört, doch bevor ich hier weiterhin blöd rumstehe, gehe ich zu ihm und versuche mit ihm zu reden – normal. Falls das möglich ist.
Er steht mit dem Rücken zu mir in der Küche und brät tatsächlich Eier und Speck an – der Snob kann also kochen und lebt nicht nur vom Zimmerservice. Außerdem ist er immer noch nackt … die Tätowierungen auf seinem Rücken sind echt freaky … Ein riesiger Totenkopf starrt mich von dort aus dunklen Höhlen an. Eine silberne Waffe wird von einer weiblichen, rot manikürten Hand an dessen Stirn gehalten. Auf dem Lauf steht: ›Passion‹
Damit hat er wenigstens recht! Den meisten Menschen bläst die Leidenschaft wirklich den Kopf weg.
Schweigend setze ich mich auf den Hocker vor dem Tresen, wo ich bereits eine weiße Tablette und ein Glas Wasser vorfinde. In der Hoffnung, dass er mich nicht unter Drogen setzt, schlucke ich das Aspirin und trinke das Wasser, während ich ihn nicht aus meinem misstrauischen Blick lasse. Er zupft von seinem Kräutergarten frische Petersilie ab, schneidet sie klein und streut sie über das fertige Essen. Es duftet köstlich, und mein Magen zieht sich verlangend zusammen, als er es vor mir platziert. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, und ich muss gleichzeitig ein Lächeln unterdrücken, denn er hat alles zu einem Smiley angerichtet, was irgendwie verdammt süß ist ...
»Jetzt iss endlich!«, fordert er halb lachend, wahrscheinlich, weil ich das Ei so sehnsüchtig ansehe. »Ich verspreche, es ist nicht vergiftet!«, ergänzt er noch zwinkernd, und ob ich mich dagegen wehre oder nicht, bei diesem Zwinkern haut es mich fast rückwärts vom Hocker, oder direkt auf den Tresen – breitbeinig.
Was sind das nur für Gedanken?
Kopfschüttelnd nehme ich das bereitliegende Besteck und stürze mich auf das fettige, köstliche Essen, anstatt auf ihn.
Und was macht er? Er steht mir mit verschränkten Armen gegenüber, mit einer Erektion, die immer härter wird, und beobachtet mich. Ich esse alles andere als ladylike, gerade aus Protest, was ihn nur noch mehr zu faszinieren scheint.
Irgendwie fühle ich mich gerade ein bisschen wie in Pretty Woman, nur dass ich keine Nutte bin und er … bei Weitem nicht so ein Gentleman wie Richard Gere.
Bei seinem »Ich will jetzt diesen Mund ficken!« verschlucke ich mich fast und muss mit Kaffee nachspülen, um das Schlimmste zu verhindern.
Wirklich alles andere als ein Gentleman!, denke ich sarkastisch, doch gleichzeitig beginnt es bei seinen Worten, seinem Tonfall und vor allem seinem Blick, den er auf meine Lippen gerichtet hat, wieder zwischen meinen Beinen zu pochen. Extrem.
Gerade so kann ich mich davon abhalten, die Schenkel aneinander zu reiben. Aber irgendwie scheint er meine Erregung trotzdem zu bemerken und stellt seinen Kaffee zur Seite.
»Weißt du was?«, murmelt er und lehnt sich zu mir vor, mit den Ellbogen auf den Tresen zwischen uns. Fasziniert sehe ich in seine Augen, denen ich bei Tageslicht noch nie so nah war. Sie sind grün, mit hellen Sprenkeln, und strahlen eine gewisse Dominanz aus. Das ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen. »Ein Kuss, dann darfst du gehen!«
OH GOTT!
Automatisch gleitet mein Blick zu seinen vollen einladenden Lippen, dann wieder in seine intensiven Augen. Ich lecke mir nervös über die Unterlippe und versuche es, ins Lächerliche zu ziehen und trocken zu klingen. »Weißt du nicht, was gestern nach dem Kuss passiert ist?«
»Jetzt bist du nüchtern – zumindest fast.« Wahrscheinlich schon mal vorsichtshalber schiebt er mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Es ist nur eine zarte Berührung seiner Fingerspitzen, aber sie setzt mich in Brand. Ich beiße mir auf die Lippe.
»Ich weiß nicht mal deinen Namen …«, murmle ich, weil mir die Argumente genauso wie arbeitende Gehirnzellen ausgehen, weiche aber nicht zurück, als er sich langsam vorbeugt.
»Namen sind unwichtig … ich will dich«, wispert er direkt an meinem Mund und ich denke mir, wenn mich ein Kuss aus seiner Gefangenschaft befreit, dann werde ich es wagen!
CUT!
Kapitel 5SIE
Seine Lippen sind so unsagbar weich und er nimmt sich Zeit. Lässt mich kommen, beugt sich nur so weit nach vorne, dass er mich kaum streift, obwohl ich mit der ersten Berührung alles will.
Es ist, als gäbe es meinen gesunden Menschenverstand nicht mehr. Nur noch das Ziehen zwischen meinen Beinen hat Bedeutung und dessen Linderung.
Dass er es kann, weiß ich zu gut. Selbst sein Kuss verspricht es, in den ich mich nach ein paar Sekunden mit einem verlangenden Stöhnen weiter hineinlehne.
In dem Moment weicht er zurück.
»Siehst du, war doch gar nicht so schlimm! Jetzt darfst du gehen!« Somit dreht er sich einfach um und schlendert davon. »Der Aufzug funktioniert!«, ruft er mir noch zu, da hänge ich immer noch vor dem Tresen und starre den teuren Marmor an.
Verwirrung und Wut umspülen mein vernebeltes Hirn.
Was zum Teufel sollte das?
Das fühlte sich nicht nach Good Bye, sondern nach Hello, come in! an.
Und doch soll es das jetzt gewesen sein?
Wild schüttle ich meinen Kopf, um meine Gedanken zu klären, denn nun bin ich wirklich total verwirrt. Ich kann ihn nicht einschätzen!
Außerdem will ich weitermachen und das ärgert mich zutiefst!
Schließlich war alles, was ich eigentlich an diesem Morgen wollte, von ihm wegzukommen! Jetzt kann ich das, also werde ich das auch tun! So!
Entschlossen raffe ich meinen Morgenmantel zusammen, ignoriere den Ignorierer völlig und stürme zum Aufzug. Tatsächlich leuchtet der Knopf auf, als ich ihn drücke. Die Türen gleiten auf, und ich stelle mich in die Kabine. Doch ich habe keine Karte für mein Zimmer und brauche meine Kleidung …
Wie gerufen erscheint er – nun in einem Muskelshirt und einfachen schwarzen Hosen. Völlig distanziert und eiskalt. »Deine Kleidung ist in der Reinigung. Du kannst sie und deine Zimmerkarte an der Rezeption abholen!« Er steckt seine Karte in den Schlitz, wählt das Stockwerk der Lobby und verlässt den Fahrstuhl.
Er sieht nicht zurück, nicht einmal ein Tschüss bekomme ich, und mir steigen die Tränen in die Augen. Wieso, weiß ich nicht, aber ich unterdrücke sie gekonnt.
Er ist so ein Arsch!
Mich so loszuschicken!
Hoffentlich betritt keiner den Aufzug! Immerhin bin ich unter dem dünnen Stoff völlig nackt! Und ich muss im Bademantel auch noch zur Rezeption marschieren, um überhaupt in mein Zimmer zu gelangen. Barfuß!
Vorsorgehalber brennen meine Wangen schon mal lichterloh, dann bin ich schon unten angekommen und muss die Kabine verlassen.
Alle starren mich an, und im Moment kann ich nur sehr schwer damit umgehen. Selbst die Rezeptionistin hat ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle und mustert mich abwertend wie einen Außerirdischen, als ich sage: »Wurde meine Kleidung und meine Karte bei Ihnen abgegeben? Zimmer 111 …«
Sie verzieht die Lippen und runzelt geringschätzig die Stirn, während sie auf ihrem Computer rumtippt und dann verkündet: »Ja, Ihre Sachen sind hier. Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Emsig arschwackelt sie davon und ich dackel hinter ihr her.
Es könnte peinlicher nicht sein, aber doch, es geht!
In dem Raum, in den sie mich führt, befindet sich der Barkeeper von gestern Abend. Seine Augen werden kurz dunkler, als er mich erkennt, während sie über meinen Körper schweifen. Dann grinst er – wirklich fies. Die erste ehrliche Reaktion, die ich hier bekomme!
Ich strecke ihm die Zunge raus und er lacht, woraufhin ich ein bisschen lächeln muss. Er hat einen Tunnel im Ohr, das macht ihn sympathisch!
Wie ein Zombie gehe ich danach in mein Zimmer und betrete den winzigen Raum, so wirkt er zumindest, im Gegensatz zu dem Palast, den er in der obersten Etage bewohnt.
Wer ist er nur? Und wieso kann ich irgendwie nur noch an ihn denken?
Ich habe ungefähr zehn Anrufe von meiner Schwester auf dem Handy, aber ich ignoriere sie. Mir ist jetzt gerade wirklich nicht danach, mit ihr zu sprechen, oder mit irgendwem sonst.
Ich fühle mich … verletzt und … zurückgewiesen. Dabei wollte ich doch gar nichts von ihm!
Um mich abzulenken, packe ich meinen türkisen, einfachen Badeanzug – nein, keinen Bikini – und ein Handtuch ein und begebe mich in den All-inclusive-Spa-Bereich.
Dort werde ich äußerst freundlich von dem Mitarbeiter begrüßt, weiß aber genau, dass die Freundlichkeit nur gespielt ist. Wie bei allen, die hier angestellt sind. Da könnte ich gleich ganz auf sie verzichten! Ich hasse so etwas! In meinem angeschlagenen Zustand könnte mich selbst diese Heuchelei zum Heulen bringen. Dabei heule ich nur sehr selten.
Im Pool tummelt sich nur eine Horde Frauen, die mich mit schiefen Blicken bedenken, als ich die Halle betrete. Das Schwimmbecken ist kleiner, als es auf den Fotos im Internet schien, aber es ist okay. Ich ignoriere die Weiber, höre aber ihre genuschelten Lästereien. Wenn sie wüssten, wen ich gestern Nacht unter mir hatte … würden sie vor Neid zergehen!
Oh mein Gott, habe ich das gerade gedacht?
Wieder schüttle ich meinen Kopf, lege das Handtuch auf eine der Liegen und begebe mich zu der Treppe, die in das erfrischende Nass führt. Es ist eiskalt, so kommt es mir zumindest vor, und ich habe Muskelkater … an wirklich eindeutigen Stellen. Als mir das auffällt, werde ich wieder knallrot, gleite ins Wasser und schwimme verbissen einige Bahnen.
Die Frauen verziehen sich, als ich sie ganz aus Versehen vollspritze und ihre heiligen Frisuren zerstöre. Mit einem leichten Grinsen schwimme ich weiter – den Pool nun für mich allein. Ich sollte die Ruhe genießen, denn ich mag es für mich zu sein, trotzdem fühle ich mich einsam.
Ein wenig probiere ich die Massagedüsen aus, was sich allerdings anfühlt, als würde mein Rückgrat brechen und lasse es sofort wieder sein. Das sind keine Massagedüsen, sondern Folterinstrumente!
Als die verglaste Tür aufgeht, muss ich wieder grinsen, denn der Barkeeper von vorhin hat sich wohl auch dazu entschieden, seine freie Zeit zu nutzen und ein paar Bahnen zu schwimmen.
»Hi!«, grüßt er mich locker und ich grüße genauso locker zurück, froh, wenigstens einen einzigen Menschen hier gefunden zu haben, der keinen Stock im Allerwertesten hat! Er ist am ganzen Körper tätowiert und hat zwei Nippelpiercings, was er am vergangenen Abend komplett unter einem eleganten Anzug versteckt hat. Außerdem nutzt er wohl auch öfter den Fitnessraum, denn seine Muskeln sind gut ausgearbeitet.
Elegant gleitet er ins Wasser und schwimmt auf mich zu. »Du bist wohl nicht oft in solchen Hotels?«
»Ganz sicher nicht!« Lächelnd schwimme ich neben ihm her.
»Das merkt man! Und ich finde es absolut cool! Endlich mal eine, die nicht so gekünstelt und arrogant ist … Wie kommst du hierher?«
»In diese Irrenanstalt?«
Er lacht. »Ja, so kann man es durchaus nennen!« Dann begibt er sich in Rückenlage, sodass er mich beim Sprechen beobachten kann.
»Kleine nervige Schwester!«, nuschle ich wütend und er lacht wieder. Er lacht viel und ehrlich und hat sehr gerade, gepflegte Zähne.
»Kenne ich! Ich habe drei davon!«
»Drei kleine Schwestern?«, rufe ich empört aus. Den Horror will ich mir gar nicht vorstellen!
»Oh ja!« Mit Todesmiene nickt er und ich muss auch kichern.
»Das erklärt, wieso du hier arbeiten kannst, ohne wahnsinnig zu werden und Amok zu laufen!«
»Wahrscheinlich!«
Absolut nicht mehr einsam fühle ich mich, als wir einträchtig nebeneinander durch das Wasser pflügen. Irgendwann bricht er die Stille. »Darf ich dich was fragen?«
Ich seufze. »Wenn’s sein muss …«
»Wieso rennst du im Bademantel durch das Hotel, wenn nicht, um die Schickimickis zu schocken?« Wieder muss ich lachen, doch es vergeht mir sehr schnell, als ich an den Grund dafür denke.
»Das ist eine lange Geschichte und ich will dich nicht mit Details langweilen!«, murre ich wütend.
»Ich mag Details!«
»Diese nicht!«
»Wieso?«
»Ich sage nur Alkohol und Kotze!«
»Das tut mir leid!«
»Was kannst du denn bitte dafür?«
»ICH habe eingeschenkt, schon vergessen?«
»Ich bin Gast und somit König!«
»Aber ich bin der Kaiser!« Wieder muss ich lachen, was sich erleichternd anfühlt. Mittlerweile sind wir am Ende des Pools angekommen und ich keuche auf, als er mich plötzlich an sich zieht.
»Und ich finde dich unsagbar faszinierend! Ein ungeschliffener Diamant … zwischen dem eintönigen Glitzer«, murmelt er plötzlich, während ich erstarre.
Ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll, jetzt schon wieder einen Kerl an der Backe zu haben, der augenscheinlich … mehr von mir will. »Ähm … kannst du mich bitte loslassen?!« Ich meine … dieser hier sieht gut aus und ist WAHRSCHEINLICH KEIN ARSCH, aber trotzdem …
»Wieso denn?« Verschmitzt grinst er mich an, hält mich aber noch immer umschlungen.
»Weil ich nicht interessiert bin!«
»An mir oder an Männern allgemein?«
Ich verdrehe die Augen. Mein Nacken prickelt unangenehm und ich packe seine Hände, um sie notfalls mit Gewalt von mir zu lösen.
»Daniel!«, blafft eine schneidende Stimme plötzlich und wir beide zucken erschrocken auseinander. Als ich meinen Kopf drehe, steht ER mit verschränkten Armen in piekfeinem Hemd und Hose am Poolrand und starrt mich an – tödlich.
Mir läuft bei diesem Blick aus diesen grünen Augen eine Gänsehaut über den Rücken, gleichzeitig regen sich wieder die Muskeln in meinem Unterleib. »Der Pool ist nicht für Angestellte!«, knurrt Mister Obersnob eiskalt.
»Aye, aye, Sir! Bis dann!« Daniel wuschelt mir durch die Haare, was ich unter normalen Umständen hasse, aber bei ihm stört es mich irgendwie nicht, und strahlt mich an, bevor er sich aus dem Pool schwingt, ganz der Gute-Laune-Mensch, und an IHM vorbei nach draußen schlendert.
ER schenkt dem Angestellten keine Beachtung, weil er nur mich anstarrt. Dann wagt er es auch noch zu sagen: »Ich sollte dir den Arsch versohlen.«
Und da ist sie wieder. Die Wut … und gleichzeitig ein kleiner Funken Erregung, der droht, alles andere in Brand zu setzen.
»Ohhh, Mister Geldsack, ich entscheide immer noch selber, von wem ich mir den Arsch versohlen lasse und von wem nicht!« Mit diesen Worten begebe ich mich aus dem Pool, bereit, für meine Flucht alles zu tun, vor allem, weil wir ganz alleine in dieser großen Halle sind und mir schon wieder die unanständigsten Dinge den Kopf fluten. »Genau genommen lasse ich das von gar keinem, erst recht nicht von dir!« Mit diesen Worten will ich an ihm vorbeistürmen, aber er macht einen Schritt zur Seite und stellt sich somit direkt vor die Tür.
Seine Augen … brennen – sind eine einzige Herausforderung. Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht zu schreien.
»Lass mich vorbei!«
Er antwortet nicht, sondern verschränkt nur die Arme.
»Du bist wirklich irre, weißt du das!?« Ich traue mich nicht, ihn anzufassen, außerdem würde es sowieso nichts bringen, weil er mir körperlich überlegen ist.
»Geh heut Abend mit mir essen, sonst feuere ich Daniel!«
WAS? OH mein Gott! Jetzt erpresst der mich auch noch, aber darauf falle ich nicht rein.
»Du bist nur ein kleiner Gast hier, du kannst gar keinen feuern. Auf diesen Bluff falle ich nicht rein!«
»Ich heiße David Porter …«, meint er nur lapidar und ein kleines arrogantes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
Oh scheiße! Das ist nicht wahr!
Das Hotel, in dem ich mich befinde, heißt: Porters … eine Kette, die sich mittlerweile in der ganzen Welt etabliert hat. Meine Augen werden groß und meine Kehle trocken.
»DIR gehört dieses Hotel?«
»Nicht nur dieses«, antwortet er spöttisch, während er mich weiterhin intensiv anstarrt. »Das ist mein Angebot, Miss Baker. Du gehst heute Abend mit mir essen, das Kleid dafür liegt bereits auf deinem Bett. Danach haben wir eine Session und heißen Sex. Nur so wird er seinen Job behalten!«
»Was zum Teufel ist eine Session?«
»Ich werde dich dominieren und du dich mir unterwerfen.«
»HA! In deinen Träumen vielleicht!«
»Dann ist Daniel ab heute arbeitslos.«
»Als ob es mir was ausmachen würde, wenn ein fremder …«
»Wirklich anständiger Mann mit einem tragischen Schicksal wegen dir gefeuert wird? Oh, ich denke, es wird dir was ausmachen! Was würde dann aus seiner kleinen Schwester werden, sie hat eine unheilbare Krankheit«, sinniert er vor sich hin … »Er finanziert mit seiner guten Bezahlung, die jeder Angestellte von mir erhält, eine spezielle Behandlung. Wenn er seinen Job verliert, muss sie zukünftig darauf verzichten. Außerdem füttert er auch seine zwei anderen Schwestern durch, weil seine Eltern bei einem tragischen Unfall ums Leben kamen. Dieser Job ist alles, was er hat und wofür er lebt. Wenn du willst, kannst du gerne seine Akte durchlesen.« Er ist nicht nur irre, er ist auch ein Monster!
Vor lauter Wut treten Tränen in meine Augen und ich balle meine Hände zu Fäusten. »Nur ein Essen, du Bastard! Ohne Sex!«
»Essen und Sex!« Seine Augen blitzen warnend, während meine vernichtend glühen.
Ich würde ihn am liebsten umbringen!
Seine skrupellose Art macht mich immer sprachloser. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, außer loszuheulen oder ihm an die Gurgel zu gehen. Ich fühle mich ihm gegenüber so schrecklich machtlos …
»Zwei Stunden hast du Zeit, dich zu entscheiden. Meine Durchwahl ist die Sechs.« Mit diesen nicht weniger dominanten Worten, als seine gesamte Art ausstrahlt, tritt er zur Seite und macht somit den Fluchtweg für mich frei. »Und wage es nicht, dich nicht zu melden oder gar zu flüchten. Ansonsten werde ich kommen und dich holen! Ich kriege immer, was ich will!«